"Zwischen Leben und Tod – und immer ganz Mensch bleiben" mit Ivana Dujmusic
Shownotes
Sie arbeitet dort, wo Sekunden über Leben entscheiden. Ivana Dujmusic, Intensivkrankenschwester an einer Uniklinik, nimmt uns mit auf die Intensivstation – in eine Welt voller Verantwortung, Schmerz, Hoffnung und Menschlichkeit.
Darum geht’s in dieser Folge:
- Wie Ivana mit 18 in Kroatien Patienten eigenständig reanimierte – und dabei Angst hatte zu versagen
- Warum Intensivpflege weit mehr ist als Technik – und wie emotionale Nähe Teil der Heilung sein kann
- Wie sie mit Verlusten umgeht, ohne daran zu zerbrechen – und warum Weinen auch Kraft bedeutet
- Was passiert, wenn der eigene Körper plötzlich Stopp sagt – und wie sie lernte, Hilfe anzunehmen
- Warum sie ihren Beruf trotz aller Härte liebt – und was sie heute anders macht, um gesund zu bleiben
Wer ist Ivana Dujmusic? Seit über 20 Jahren Krankenschwester, spezialisiert auf Intensivpflege, Mutter, Hundemensch, Yogafreundin und immer auf der Suche nach Weiterentwicklung. Sie hat gelernt, ihre Grenzen zu respektieren – und mit Herz zu handeln, ohne daran auszubrennen.
Ivana sagt: „Ich kann mir mein Leben ohne diesen Beruf nicht vorstellen. Und doch weiß ich heute: Ich darf mich nicht selbst vergessen.“
Jetzt reinhören und tief berühren lassen.
Transkript anzeigen
00:00:01: Unser heutiger Gast bewegt sich tagtäglich in einem Raum, in dem Leben und Tod nur durch einen Beatmungsschlauch eine Entscheidung oder einen einzigen Moment getrennt sind.
00:00:23: Sie arbeitet dort, wo Menschen sich selbst nicht mehr helfen können, wo Körperversagen und der Wille zu leben oft übermenschlich sind.
00:00:32: In ihrer Verantwortung liegt es, zu handeln, zu trösten, zu entscheiden, immer wieder im Angesichts existenzieller Krisen.
00:00:39: Gleichzeitig weiß sie, wer anderen aufrichtig begegnen will, muss sich selbst schützen können.
00:00:45: Denn wer auf der Intensivstation arbeitet, kann nicht jedes Schicksal mit nach Hause nehmen, auch wenn es manchmal junge Menschen sind, deren Leben zu früh zuenden droht.
00:00:53: Sie begegnet ihn mit Empathie und hat zugleich gelernt, sich abzugrenzen, ohne sich zu verschließen.
00:00:59: Schon in Kroatien hat sie als Krankenschwester gearbeitet, zweitausend dort ihre Examen gemacht.
00:01:04: Zwei-tausend drei kam sie nach Deutschland und seitdem hat sie sich stetig weiterentwickelt über die Unfallchirurgie und aneste sie bis hin zur Intensivpflege.
00:01:13: Heute arbeitet sie an einer Uniklernik, zeigt viel Verantwortung, ist Mutter, reflektiert ihre Erfahrungen tief und findet ihre Kraft draußen beim Spazierengehen mit ihren Hunden, mit sich.
00:01:25: Sie ist neugierig, klar, menschlich.
00:01:28: und bringt eine beeindruckende Tiefe mit in diesen Raum.
00:01:31: Herzlich willkommen im heutigen T-Talk, Ivana durch Musik.
00:01:36: Schön, dass du heute bei uns bist.
00:01:37: Dankeschön.
00:01:38: Ich freue mich.
00:01:42: Ivana, du hast im Laufe deiner Arbeit so vieles schon erlebt.
00:01:48: Oliver hat ja gerade gesagt, du hast auf verschiedenen Stationen gearbeitet.
00:01:51: Unfall Chirurgie, Anesthesie, jetzt Intensivstation.
00:01:55: Hast aber auch schon in Kroatien als Krankenschwester gearbeitet.
00:01:58: Richtig.
00:01:59: Ja, habe ich.
00:02:00: Zwei Jahre habe ich gearbeitet.
00:02:02: Mit achtzehn habe ich mein Examen gemacht und dann habe ich zwei Jahre noch in Kroatien gearbeitet.
00:02:09: Dann kam ich nach Deutschland.
00:02:11: Wie war das im Unterschied, die Arbeit in Kroatien im Vergleich zu Deutschland, wenn du es auf die Schwestern-Tätigkeit beziehst?
00:02:19: In Kroatien hat man viel größere Verantwortung aus in Deutschland.
00:02:23: Man übernimmt sehr viel Verantwortung.
00:02:27: Ist schon Unterschied, weil im Deutschen ist alles geregelt.
00:02:30: Es gibt für alles so Standard, was man darf und was nicht.
00:02:35: Und in Kroatien, wir waren quasi wie Ärzte.
00:02:39: Wir haben alles getan und als es nicht mehr ging, dann kam der
00:02:43: Arzt.
00:02:44: Du hast alles getan.
00:02:46: Was heißt alles?
00:02:47: Ja, für Patienten, dass es zum Beispiel ... Wenn die Herzlichstand hatten, wir haben ihm reanimiert, wir haben ihm alle Medikamente gegeben und wenn wir nicht mehr wussten, dann haben wir Arzt angerufen.
00:02:59: Wie alt warst du da?
00:03:01: Mit achtzehn habe ich dann angefangen, nach dem Examen zu arbeiten.
00:03:07: Und wie ist das, wenn man so viel Verantwortung hat mit so jungen Jahren?
00:03:11: Das war für mich sehr schwierig, weil ich hatte Angst, dass ich versage, dass ich nicht alles kann oder alles weiß und das war schwierig für mich.
00:03:25: Und gab es da jemanden in deinem Umfeld, der dich unterstützt hat, der dich geholfen hat?
00:03:30: Ja, wir hatten auch immer so mehrere erfahrene Schwester, weil in Kroatien ist immer so, wir haben jetzt nicht wie hier, dass wir ständig so Krankenhäuser wechseln können.
00:03:41: Wenn du schon da eingestellt bist, dann bist du nach dem Deinen Examen bis deine Rente.
00:03:49: Man nimmt auch nicht so viele neue Mitarbeiter.
00:03:52: Es war dann die einzige neue Mitarbeiterin und Rest war ältere Personal.
00:03:58: Ist ein bisschen anders als sie.
00:03:59: Aber
00:04:01: du sagst, du warst achtzehn Jahre alt.
00:04:04: Ja.
00:04:04: Fängst an quasi, die Arbeiten vorzunehmen, die in Deutschland wahrscheinlich vorbehaltslos Ärzten zugeteilt werden.
00:04:14: Also insbesondere, wenn es um das Thema Reanimation geht.
00:04:18: Und sagst gleichzeitig, ich hatte Angst, dass ich noch nicht alles kann, was von mir erwartet wird.
00:04:23: Gleichzeitig ist es total schwer vorstellbar, kannst du es ja noch gar nicht kümmern, du kommst ja frisch von der Schwesternschule.
00:04:31: Also das wirkt total wild auf mich, wie viel Verantwortung da tatsächlich dann auf die Schwestern übertragen wird, die gerade mal mit ihrer Ausbildung fertig sind.
00:04:43: Ja, aber das ist so im Kroatien.
00:04:46: Damals war das so.
00:04:48: Und dann hängen da aber Menschenleben von deiner Arbeit ab.
00:04:51: Nimm uns da mal mit.
00:04:52: Also wie müssen wir uns das genau vorstellen?
00:04:54: Ja, das ist einfach, man versucht alles.
00:04:58: Das ist so Instinkt.
00:05:00: Du machst und denkst du nicht nach.
00:05:03: Und erst später, wenn ganze Stress weg ist, dann fängst du an nachzudenken.
00:05:09: Und das ist schlimmer, als wenn man da bei Behandlung ist.
00:05:14: Weil man denkt nicht, du guckst nur, dass es alles so irgendwie funktioniert.
00:05:19: Und erst später, dann kommt dieses schlechtes Gewissen, konnte ich was besser machen und so, ja.
00:05:26: Das ist so, was hat mich so immer beschäftigt.
00:05:29: Und hättest du viel besser machen können?
00:05:31: jetzt zum Nachgang?
00:05:32: Nein.
00:05:34: Jetzt, wenn ich überlege, nein, aber damals habe ich mir Vorwürfe gemacht.
00:05:38: Natürlich, ich habe kein Leben in Gefahr gebracht.
00:05:42: Aber ich war immer so ein Mensch.
00:05:44: Ich wollte immer hundert Prozent geben.
00:05:46: Ich war nie zufrieden.
00:05:48: Ich war immer ergeizig.
00:05:49: Ich möchte, ich möchte, ich möchte.
00:05:52: Aber heute ist es ja ein Stück weit anders, weil du arbeitest auf der Intensivstation.
00:05:57: Und die meisten von uns kennen ja Intensivstationen nur vom Hörnensagen.
00:06:02: Also die wenigsten, die ich kenne, waren jemals auf einer Intensivstation.
00:06:05: Ich selber Gott sei Dank auch nicht.
00:06:07: Und gerade zur Corona-Zeit gab es ja viele Berichte, was da passiert ist und so weiter.
00:06:12: Nehmen wir uns mal mit in so ein Alltag von dir, wie der aussieht.
00:06:15: Auf der Intensivstation.
00:06:17: Ja,
00:06:18: dein Alltag.
00:06:19: Wenn
00:06:20: es sowas überhaupt gibt.
00:06:22: Eigentlich schon.
00:06:23: Wir kommen um sechs Uhr, dann machen wir so große Übergabe für uns alle.
00:06:28: Also für ganze Themen, zum Beispiel, wenn ich im Frühdienst bin, dann Nachtdienst macht die Ebergabe und dann tallen wir uns auf.
00:06:35: Meistens haben wir zwei Patienten, wenn wir gut besetzt sind, wenn nicht, dann müssen wir auch drei nehmen.
00:06:42: Und dann gehen wir zum unsere Patienten.
00:06:44: und dann macht man richtig so ausführliche Ebergabe über unsere Patienten.
00:06:49: Was muss man alles machen?
00:06:52: Und dann mache ich gemeinsam mit meinen Kollegen Safety Check bedeutet, wir gucken gemeinsam alle Perfektoren, ob das alles so.
00:07:00: was steht in unserer Kurve, weil wir schreiben immer noch behandelt unsere Kurven.
00:07:05: Wir haben gar nichts digital.
00:07:08: und dann vergleichen die, ob das alles stimmt mit Raufraten, welche Medikamente kriegen die.
00:07:14: Dann gehen wir zum anderen Sachen, zum Beispiel zum Beatmungsgerät, dann gucken wir so die Werte und wenn wir Fragen haben, dann frag ich, okay, warum ist das so und so.
00:07:24: Das bedeutet, ganze so intensive Übergabe im Boxen, da sind so Boxen oder Zimmer, meistens wir sagen Boxen, aber da sind so wie Zimmer, was wir haben, bei jeder Patient.
00:07:37: ist auch ein Inzimmer.
00:07:39: Und dann machen wir diese Safety Check und dann geht meine Kollegin nach Hause und dann fange ich immer mit dem Patient an, ich gucke mich Patient an und dann mache ich mir so meinen Plan so, wie soll ich das alles gestalten.
00:07:53: Und dann um sieben Uhr kommt unsere Tafelvisite.
00:07:57: Tafelvisite bedeutet unsere Oberarzt kommt und dann besprechen wir jeden einzelnen Patient, was wird gemacht, wenn muss zum ZT und welche Untersuchungen sollen laufen.
00:08:10: Und dann dauert das ungefähr halbe Stunde.
00:08:13: Und dann fangen wir meistens, wenn die Patienten stabil sind, mit dem Grundfläge, das bedeutet, wir waschen Patienten, wir machen Mundfläge und dann um acht Uhr machen wir alle zwei Stunden, wir schreiben per Hand die Werte, von Boddruckwerte, Herzfrequenz usw.
00:08:32: Und wir machen auch, weil alle unsere Patienten Brutdruck wird über Arterie gemessen und über Arterie kann man auch Brut abnehmen.
00:08:41: und dann anhand von Brut können wir auch Brutgasanalyse machen und dann wissen wir so sind die gut beatmet ob Kalium zu hoch oder zu niedrig ist, Brutzucker alles und das machen wir zweimal pro Schicht.
00:08:55: Ja und dann nach dem Grundpflege.
00:08:58: Machen wir dann zweite Patient und ich bin immer für meine zwei Patienten zuständig und ich muss mich dann um alle Sachen kümmern, wenn ich sehe, anhand von Brutgasanalyse, etwas passt nicht, dann gehe ich zum ersten und sage, das passt nicht, können wir noch das und das machen.
00:09:15: Eigentlich, wir sind so da, wir gucken alles und wir reagieren und wir sagen dann weiter zum erster, weil die können nicht für alle Patienten Brick haben, das geht nicht.
00:09:28: Wir sind auch da verantwortlich für Patient.
00:09:33: Und jeder für zwei, maximal drei
00:09:36: Patienten.
00:09:39: Und viele denken, zwei Patienten, ja, das ist easy peasy.
00:09:42: Das ist nicht easy peasy, weil mit zwei Patienten hat man so viel zu tun.
00:09:47: Nur mit Mundfräge hast du mindestens halbe Stunde bei beatmeten Patienten zu tun, dass du das gründlich machst, dass du das richtig machst.
00:09:57: Wie muss ich mir das vorstellen, bei Beatmung stelle ich mir vor?
00:10:00: Die haben Schrauch in Mund und dann müssen wir Mundfräge machen und das ist jetzt nicht so wie bei uns mit Putzenzähne.
00:10:08: Das ist viel aufbändiger und das dauert mindestens halbe Stunde, dass man das macht.
00:10:15: Mit dem Zeit ist es sehr schnell zwölf Uhr.
00:10:19: Dann machen wir wieder unsere Brutgasanalyse, dann müssen wir komplett unsere Perfusoren diese Bilanz machen und dass wir gucken, die Patienten sind in die Puss mit Bilanz oder sind in die Minus mit Bilanz und wir müssen auch mit die Arise arbeiten, wir haben auch die Arise und das ist einfach viel.
00:10:40: Es sind ja ganz unterschiedliche Spektrums von Patientinnen, die bei euch sein können, geben uns mal eine Idee, was sind so die häufigsten Fälle, wenn man das sagen kann?
00:10:49: Zum Beispiel bei mir, wo ich bin, das sind meistens Patienten nach dem Herzstillstand, nach der Reanimation, die kommen dann zu uns, weil ich bin bei Innere, oder nach dem Schock, nach dem Boot, Vergiftung, so Innere.
00:11:05: Man sieht nichts, aber von innen geht es ins Schrecht.
00:11:13: Das klingt so routiniert, wenn du das so beschreibst, da gibt es einen Ablauf, ich mach das.
00:11:19: Was sind da besondere Herausforderungen, dann vielleicht auch mentaler Natur?
00:11:23: Weil es wird ja nicht jeder Tag gleich einfach so verlaufen.
00:11:26: Ändern sich Patienten, ändern sich Gesundheitszustände, passiert vielleicht etwas im Laufe eines Tages.
00:11:34: Ja, manchmal gibt es Tage, zum Beispiel, wenn ein Patient sehr instabil ist.
00:11:40: Und dann muss man gucken, so der zweite Patient, muss man sich dann organisieren, wie schaffst du dann, wenn ein Patient kritisch ist und andere Patient ist nicht so kritisch, wie willst du dich dann organisieren, dazwischen, dass die beide gut versorgt sind.
00:11:58: Und das ist manchmal Herausforderung.
00:12:00: und manchmal hole ich auch Hilfe von meinen Kollegen, dann sage ich, okay, das schaffe ich jetzt nicht zeitisch und dann muss ich weitergeben, so.
00:12:09: delegieren, was soll gemacht werden.
00:12:14: Und das ist auch sehr wichtig, dass man alles im Brick hat und dass die Patienten nicht zu kurz kommen.
00:12:23: Was ist das für eine Beziehung zwischen Intensivschwester und Patient oder Patienten, die sich da entwickelt?
00:12:31: Zum Beispiel, wenn die Patienten intubiert sind, die regen in unsere Hände.
00:12:36: Sie liegen physisch in deinen Händen oder du meinst eher im übertragenen Sinne?
00:12:41: Physisch auch, weil die sind zerdiert, die haben Beatmungsschrauch im Mund, die sind nicht wach und wir kümmern uns komplett um Patient.
00:12:52: Die sind nicht bei Bewusstsein?
00:12:54: Nein, die sind in Komma.
00:12:56: Und dann ist unsere Aufgabe, dass wir uns und Patienten kümmern.
00:13:01: Ganz klar.
00:13:02: Also ich könnte mir jetzt vorstellen, es ist natürlich dann nochmal ein Unterschied, ob jemand ansprechbar ist oder im Koma liegt.
00:13:08: Was mich halt interessieren würde, ist, naja, ich glaube, wenn ich den ganzen Tag mit zwei Menschen verbringen würde und dann auch immer wieder mit abwechselnden Menschen, da passiert hier auch was nicht rein auf der Arbeitsebene, sondern auch in der Art und Weise, wie man sich einfach als Mensch begegnet.
00:13:24: Was sind das für Erfahrungen und Erlebnisse?
00:13:27: Ganz am Anfang, wenn die Patienten kommen, dann fragt man sich so, wie hat er gelebt?
00:13:31: Und dann sieht man so durch Krankheiten und dann fragt man sich, wie konnte so was passieren?
00:13:36: Und manchmal fragt man sich so, warum ist das so weit gekommen?
00:13:41: Oder wenn ein junger Patient komplett so zerrissen ausleben, ist dann fragst du dich, wird er das überleben?
00:13:48: Weil es gibt nicht, dass man so einschätzen kann, dass man sagt, okay, er wird... schaffen oder er wird nicht schaffen.
00:13:55: Das ist manchmal unterschiedlich, wo man gedacht hat, wird nicht schaffen, er hat geschafft.
00:14:03: Und das ist so immer so diese Anspannung.
00:14:07: Wie wird das ausgehen?
00:14:09: Was meinst du mit zerrissen?
00:14:11: Zerrissen bedeutet zum Beispiel, er ist einkaufen gegangen und er ist so einfach zusammengebrochen und hatte Herzinfarkt, junger Patient.
00:14:23: und wurde reanimiert.
00:14:26: Ich gehe einkaufen und passiert mir so.
00:14:28: Ich kriege Herzgestand, man reanimiert mich auf die Straße und dann komme ich auf Intensiv, beatmet zerdiert.
00:14:36: Das ist für mich zerrissen.
00:14:40: Komplett aus dem Leben rausgerissen.
00:14:42: Das kann so schnell gehen.
00:14:44: Und das ist so, was mich dann so beschäftigt.
00:14:47: Wie ging es ihm?
00:14:48: Weil in dem Moment, als er bemerkt hatte, dass er Herzinfarkt kriegt.
00:14:52: Wie ging es ihm dann?
00:14:53: Und ich habe sehr oft die Patienten, wenn die wach waren, habe ich gefragt, könnten sie sich auf was erinnern?
00:14:59: und so, konnten sie sich nicht erinnern.
00:15:02: Also du hast die Möglichkeit, wenn sie aufwachen, mit ihnen zu sprechen.
00:15:06: Ja, ja.
00:15:06: Aber es ist nicht immer gesagt, dass du Antworten bekommst.
00:15:09: Ja.
00:15:09: Und
00:15:10: wo du sagst, dass du fragst dich dann ganz häufig, schaffen sie es oder schaffen sie es nicht?
00:15:16: Du bist seit wie vielen Jahren?
00:15:17: Seit über zwanzig Jahren jetzt Krankenschwester?
00:15:19: Zwei tausend bis zwei tausend zwei Weichen Kroatienkrankenschwester und dann von zwei tausend zwei bis jetzt in Deutschland.
00:15:28: Wann triffst du besonders gute Einschätzung darüber, wie es mit einem Menschen weitergeht?
00:15:34: Also, gibt es da irgendwas, was dir so Hinweise gibt?
00:15:38: Zum Beispiel die mentale Verfassung oder wie schwer der Unfall sicherlich auch war oder die Krankheit.
00:15:43: Aber was ist da so die weibliche Intuition, die Stimme in dir?
00:15:46: Wie oft liegst du richtig?
00:15:49: Ich will ja sehr oft richtig, weil das ist immer dieses Gefühl so, das wird schon gut gehen.
00:15:56: Und manchmal habe ich so Gefühl, das wird nicht gut gehen.
00:16:01: Und kannst du das dann irgendwas festmachen?
00:16:03: Ich weiß nicht, sieht man das an den Augen, sieht man das an der Haltung?
00:16:06: Nein, das sind so einfach Beobachtungen, wenn man die Patienten so betreut, dann hast du schon dieses Gefühl, in welche Richtung soll das gehen.
00:16:17: Aber das dauert, weil manchmal sind Patienten auch bei uns über ein Monat.
00:16:22: Das ist immer so Gefühl.
00:16:24: Ja.
00:16:25: Und wenn wir über das Thema Gefühl sprechen, also ich erinnere mich jetzt an... mehrere Situationen auf der Intensivstation, als ich meinen Vater begleitet habe.
00:16:34: Und was ich da gesehen habe, hat mich Emotionszeitig schon sehr mitgenommen und auch nachhaltig geprägt.
00:16:43: Jetzt ist es für dich dein Alltag gar nicht vorstellbar für jemanden, quasi mit dem Blick von außen.
00:16:49: Und ich kann mir vorstellen, ich glaube, das sind ganz viele Glücksmomente und Hoffnungsmomente, wenn du siehst, wahnsinnig, wie schön, dass die Person jetzt gehen darf und auf dem Weg zur Heilung ist.
00:16:59: aber sicherlich eben auch ganz viele Momente, mit die nicht einfach sind.
00:17:04: Wie erlebst du das?
00:17:06: Zum Beispiel, wenn was traurig, natürlich, wenn die Patienten verstorben sind, wir diskutieren immer im Team, wie wir uns fühlen, weil man begleitet die, man macht alles und ich bin so ein Mensch, ich bin sehr aktiv und dann sage ich, ja, ich fühle mir so und so.
00:17:25: Ich reflektiere das alles.
00:17:29: Und das ist dann für mich einfacher, als wenn ich einfach so schweige und in mich so alles, wie sagt man das so?
00:17:37: In dich hineinfrist?
00:17:38: Ja, ja.
00:17:40: Du sagst dann, ich fühle mich so und so, was sind das denn für Gefühle, die einen in solchen Situationen maßgeblicher eilen?
00:17:47: Manchmal, zum Beispiel, das war auch so eine sehr traurige Geschichte, eine sehr junge Mann ist verstorben.
00:17:54: Und ich habe das nicht mehr so von der Seite aus Krankenschäster geguckt, sondern von Seite aus Mutter.
00:18:02: Und das hat mich sehr mitgenommen.
00:18:04: Wochenlang, als er schon verstorben war, hat mich mitgenommen.
00:18:10: Und auch seine Mutter, wie sie traurig war.
00:18:13: Das war für mich eine sehr schwierige Situation.
00:18:18: War das, dass der Mensch überhaupt verstorben ist?
00:18:20: Woran er gestorben ist?
00:18:21: Sein Leidensweg, was affektiert einen da am stärksten?
00:18:25: Sag mal so, er hat was konsumiert, was er nicht konsumieren sollte und dann ist das ein bisschen in die falsche Richtung gegangen und dann konnte man ihm nicht mehr retten.
00:18:36: Aber ich habe ihm nicht geguckt so, warum ist er dazugekommen, sondern das war für mich so, das konnte auch mein Kind gewesen.
00:18:47: Das ist einfach diese Situation.
00:18:49: Ich konnte ihm auch nicht betreuen, weil ich konnte nicht.
00:18:52: Ich bin im Zimmer rein und ich habe angefangen zu weinen, als ich seine Mutter immer gesehen hatte.
00:18:59: Und das war so traurig.
00:19:02: Du hast geweint, als seine Mutter ihn besucht hatte?
00:19:05: Ja, weil ich konnte ihre Schmerzen spüren, weil ich bin auch Mutter und das hat mich wirklich wochenlang mitgenommen.
00:19:15: Auch meine Kollegen, wir haben wochenlang darüber immer wieder gesprochen.
00:19:21: Das heißt, das ist kein Moment, wo du nach der Arbeit abschalten kannst, oder?
00:19:25: Nein, nein, da konnte ich es nicht.
00:19:29: Und wie gehst du dann damit um oder bist du damit umgegangen?
00:19:32: bzw.
00:19:33: was sind normalerweise deine, in Anführungszeichen, Strategien damit umzugehen?
00:19:38: Weil das passiert ja wahrscheinlich leider häufiger.
00:19:42: Ja, ich bin so ein Mensch, ich gehe dann spazieren, sehr lange spazieren, ich beschäftige mich, ich kann einfach nicht, wenn ich jetzt nach Hause komme, dass ich einfach sitze und nachdenke.
00:19:52: Ich brauche immer Beschäftigung und das ist auch für mich so.
00:19:57: ablenkung, natürlich ablenkung, man kommt immer auf die Gedanken, aber ich lenke mich immer ab und dann mache ich weiter.
00:20:06: Auch durch Sport mache ich auch Yoga.
00:20:10: Mit meinen Kindern unternehme ich sehr viel und das ist so, ich brauche immer so Abrenkung, weil ich kann einfach nicht so sitzen und nachdenken.
00:20:19: Ich denke schon, aber ich versuche mich immer so abzurenken.
00:20:27: Mindful Moment.
00:20:32: Auf der Intensivstation erlebt Ivana täglich extreme Gefühle.
00:20:36: Trauer, Angst, Hoffnung und alles dazwischen.
00:20:41: Denn sie begleitet Menschen und ihre Angehörigen in extremen Zeiten.
00:20:45: Ihr Ventil für diese intensiven Gefühle, reden, spazieren, gehen, bewusst verarbeiten.
00:20:51: Nur bloß nicht schweigen über das, was in ihr vorgeht.
00:20:56: Das darf für uns erst mal ein ganz wichtiger Kontrast sein.
00:21:00: Denn auch wenn unsere Arbeit sicher wichtig ist, hängen in den seltensten Fällen echte Menschenleben von unseren Projekten ab.
00:21:07: Oder?
00:21:08: Und natürlich... Ist auch das ein Reminder?
00:21:12: Auch wenn wir nicht auf der Intensivstation arbeiten.
00:21:16: Auch uns können Emotionen überwältigen, wenn wir sie unterdrücken.
00:21:20: Diese Fragen dürfen dich daher zum Nachdenken anregen.
00:21:25: Welche Gefühle schiebe ich gerade zur Seite, statt sie zu verarbeiten?
00:21:31: Welche Ventile helfen mir bereits jetzt dabei, Stresssituationen aus dem Arbeitsalltag zu verarbeiten?
00:21:38: Welche Ventile brauche ich vielleicht zusätzlich?
00:21:43: Die würde sich mein Alltag verändern, wenn ich mir erlauben würde, Emotionen bewusst zu spüren und zu verarbeiten.
00:21:54: Emotionen brauchen Raum.
00:21:56: Also nimm dir die Zeit, sie wirklich zu verarbeiten.
00:22:12: Als würde jede emotionale Erfahrung, die wir machen, wie so eine Schicht sein, so eine emotionale zusätzliche Schicht, die wir auftragen.
00:22:20: Und auch wenn die nur sehr dünn ist und wir die auch immer wieder abtragen, durch zum Beispiel solche Rituale, was du gerade beschrieben hast, dass du spazieren gehst.
00:22:28: Würdest du sagen, es bleibt von jeder dieser Erfahrungen immer ein bisschen was übrig bei dir?
00:22:34: Ja,
00:22:36: ja.
00:22:37: Okay.
00:22:38: Und dann erklär mir... Wie hat dich das als Mensch verändert, wenn ich mir das vorstelle, du machst das jetzt seit vier Jahren und nach jeder dieser Begegnungen bleibt was übrig?
00:22:49: Das können schöne Dinge sein und das können sehr sehr traurige Dinge sein.
00:22:53: Wie hat dich das im Laufe der Zeit geprägt?
00:22:57: Ich bin mit der Zeit offener geworden.
00:23:00: Offener für?
00:23:02: Für Gespräche.
00:23:04: Zum Beispiel, wir haben auch die wache Patientin, ich rede sehr viel mit Patientin, ich frage ihm, wie es ihm geht, was haben die vor und alles.
00:23:13: Und ich bin auch so ein Mensch, ich sage jetzt nicht etwas, was nicht stimmt, sondern ich rede mit Patientin, so jetzt in welcher Zustand ist er, so nehme ich ihm auch.
00:23:26: Ich sage ihm nicht, ja, das wird alles gut, wird nicht alles gut.
00:23:31: Man denkt sehr viel, drüber nach.
00:23:35: Und manchmal gibt es auch Tage, wenn ich wirklich so kaputt bin, emotional kaputt bin und brauche ich ein paar Tage, dass ich wieder hoch komme, weil ich bin sehr so fröhliche Mensch und auch auf dem Arbeit, ich bin Sonnenschein.
00:23:57: Aber manchmal brauche ich auch Zeit, dass ich wieder meine Kräftetanke, diese Fasern und alles dass sich weder funktionieren kann.
00:24:07: Es gibt auch Tage, wenn ich rein auf Intensiv komme und sage, wie schaffst du heute?
00:24:15: Bekommt ihr eigentlich als Person oder als Team?
00:24:19: Professionelle Unterstützung?
00:24:20: Ja, wir haben.
00:24:24: Und dann sind da die Tage, an denen du dich fragst, wie schaff ich das heute?
00:24:28: Welche Antworten kannst du dir darauf geben?
00:24:30: Oder wie schaffst du das dann?
00:24:33: Ja, manchmal ... Man muss funktionieren, aber ich spreche dann auch mit meinen Kollegen und dann sage ich, heute geht es mir nicht so gut.
00:24:44: Kann ich jetzt vielleicht eine andere Patient nehmen und dann funktioniert das auch irgendwie.
00:24:51: Und das war jetzt nur einmal in über zwanzig Jahren, dass es mir richtig so schlecht ging, dass ich war zwei Monate krank.
00:25:01: Ich war nur im Bett.
00:25:04: Du lagst nur im Bett.
00:25:06: Ja, ich hatte keine Kraft, also gar keine Kraft
00:25:10: mehr.
00:25:10: Oft ist es ja so, dass der Körper dazu tendiert, uns auch zu schützen.
00:25:16: Insbesondere wenn es darum geht, vielleicht auch Dinge zu vermeiden, die vielleicht nicht gesund für uns sind und uns durch diese Kraftlosigkeit einfach auch aufzeigt.
00:25:27: Du musst dich jetzt mal kurz trennen und du brauchst Abstand.
00:25:31: Kann das bei dir so gewesen sein?
00:25:33: Ja, das war so.
00:25:36: Abstand gebraucht und ich habe Zeit für mich gebraucht, dass ich mich wieder so finde, diese Stärke, dass ich wieder in mich finde, dass ich weiter funktionieren kann.
00:25:49: Und wie funktioniert so ein Prozess?
00:25:51: Wie läuft das ab, wieder die Stärke in sich zu finden?
00:25:54: Man kämpft, dass es so.
00:25:56: jeden Tag habe ich mit mir selber gekämpft.
00:25:59: Jetzt versuchst du, jetzt versuchst und es ist nicht so einfach, dass man wieder rauskommt.
00:26:05: Und du hast trotzdem geschafft?
00:26:07: Ja, habe ich geschafft.
00:26:09: Warum?
00:26:10: Ich mag mein Arbeit.
00:26:12: Ich mag mein Leben.
00:26:15: Und ich kann mir jetzt nicht vorstellen, auch wenn ich jetzt auf Auto gewinnen würde.
00:26:21: Ich würde immer als Krankenschwester arbeiten, weil das ist so ein schönes Gefühl.
00:26:26: Und ich bin vollkommen.
00:26:29: Ohne mein Beruf bin ich nicht komplett.
00:26:32: Und mit meinem Beruf bin ich komplett.
00:26:35: Sonst hätte ein Teil von mir gefällt.
00:26:39: Wunderschön.
00:26:41: Und das hast du schon als Jugendliche gewusst, dass du in die Richtung gehen möchtest?
00:26:46: Eigentlich nicht.
00:26:49: Ich hatte Wahl.
00:26:51: Entweder gehst du zum Gymnasium oder aus Krankenschwesterfangesch Ausbildung.
00:26:57: Bei ein Kroatien nach dem Achtekosten musst du dich entscheiden so, in welche Richtung möchtest du gehen.
00:27:03: Und dann habe ich so gedacht, hm.
00:27:05: Gymnasium.
00:27:07: Eigentlich, ich möchte mit achtzehn heiraten.
00:27:09: So.
00:27:11: Ja.
00:27:11: Und dann habe ich mich für Krankenschwester entschieden und das war eine sehr gute Entscheidung.
00:27:16: Ester Jahr habe ich geritten und dann zweiter Jahr war ich so drinnen.
00:27:22: Dann habe ich so gedacht, okay, das passt super zu mir.
00:27:25: und dann habe ich mich vorgeführt.
00:27:28: Oder hast du das erste Jahr immerhin durchgehaltenen Anführungszeichen, weil du sagst, du hast gelitten.
00:27:34: Ja.
00:27:34: Sehr
00:27:34: für viele auch.
00:27:36: Grund, vielleicht dann nicht weiterzumachen.
00:27:39: Ja, ja.
00:27:41: Aber habe ich weitergemacht und ich bin froh, dass ich das gemacht habe.
00:27:45: Was hat dich dann dazu bewogen?
00:27:47: Das ist ja verschiedene Stationen, Unfallchirurgie, Anästhesie und dann Intensiv.
00:27:53: Wie kam es dann, dass du erst in der Unfallchirurgie dorthin gegangen bist, dann Anästhesie und dann Intensiv?
00:28:01: Was fand ich für dich da, die Motivation zu wechseln?
00:28:04: Motivation für Anästhesie, eigentlich, ich wollte immer Anästhesie und Intensiv machen.
00:28:10: Aber aus meiner Kindergreienwaren konnte ich nicht, ich musste mich immer nach meinem Mann anpassen, nach seine Schichten und auf Station konnte ich das auch machen.
00:28:21: Ich konnte dann meine Tage aufschreiben, wie ich kommen kann.
00:28:25: Und dann habe ich es auch jahrelang gemacht.
00:28:27: und als meine Kinder größer waren, dann habe ich so gedacht, okay, jetzt tust du was für dich.
00:28:34: Dann war ich bei Anästhesie und dann auf Intensiv bin ich gegangen.
00:28:40: Und warum Anästhesie und Intensiv?
00:28:43: Beide Sachen gehören zusammen.
00:28:46: Und ich bin sehr neugierig.
00:28:47: und dann wollte ich wissen, okay, ich wusste so, wie die Operationen funktionieren.
00:28:52: Weil ich habe immer Patienten auf den Tessin gebracht und bin ich wieder zu einer Tessin zurückgegangen.
00:28:58: Aber ich bin nicht da geblieben, weil ich wollte einfach wissen, wie funktioniert danach, weil wir haben Patientenversorgung operiert.
00:29:06: Und dann habe ich mich verregt und das war es.
00:29:08: Und ich habe mich immer so gefragt, ja, wie geht es jetzt dem Patient?
00:29:12: Was machen die jetzt noch da?
00:29:14: Und dann, als ich mit dem Fachweiterbühne angefangen habe, dann bin ich auf Intensiv gegangen und dann bin ich auf Intensiv auch geblieben.
00:29:22: Das hat mir so gut gefahren, weil man rennt so viel.
00:29:26: Man kann nie sagen, ich weiß alles, ich kann alles.
00:29:30: Kann man nicht.
00:29:31: Du rennst immer noch was dazu.
00:29:34: Ich mag das so.
00:29:35: Ich bin so glücklich, wenn ich was Neues rede.
00:29:38: Das ist auch für mich so, wie dass jemand mir Eis gekauft hat.
00:29:43: Ich hänge immer noch an dem Satz, als du sagst, und dann dachte ich, ich mache jetzt mal was für mich.
00:29:48: Und dann bin ich auf die Intensivstation gegangen.
00:29:51: Also andere Menschen würden vielleicht sagen, da mache ich mal was für mich.
00:29:55: Und dann bin ich mich beim Tennis angemeldet oder bin schön einkaufen gegangen.
00:30:02: Du hast schon gesagt, also.
00:30:03: dieses tägliche Dazulernen ist etwas, was für dich ganz wichtig ist.
00:30:09: Wie würdest du das einschätzen?
00:30:10: Glaubst du, du wirst auch so ambitioniert, wenn du beispielsweise ein Abitur gemacht hättest und eine ganz andere Profession eingenommen hättest?
00:30:17: Oder ist das schon wirklich diese Tätigkeit, die dir so am Herzen liegt?
00:30:22: Ich glaube schon auch, wenn ich was anders gemacht hätte, hätte ich mich auch, weil ich bin so ein Mensch, ich möchte mich immer weiterentwickeln.
00:30:30: Das ist auch aus Hausfrau.
00:30:33: Ich habe mich immer weiterentwickelt.
00:30:35: Ich konnte nicht kochen, aber ich war so geizig, bis ich das alles machen konnte.
00:30:44: Und das ist auch mit anderen Sachen.
00:30:46: Ich hatte vor Jahren lang sehr viele Probleme mit meinem Haut.
00:30:50: Und dann habe ich so viele Bücher gekauft über Kosmetik.
00:30:53: Und dann habe ich angefangen, selber Kosmetik zu machen.
00:30:56: Weil bei mir, wenn ich was mache, dann gebe ich hundert Prozent.
00:30:59: Ich weiß das nicht so zur Seite, stell'n und sagen.
00:31:02: Ja, hat nicht funktioniert, mach' ich nicht mehr.
00:31:05: Also ich mach' das alles weiter.
00:31:07: Und so bis wann ich zufrieden bin.
00:31:11: Woher glaubst du, kommt dieser Antrieb?
00:31:14: Weiß ich nicht.
00:31:15: Weil aus meiner Familie sind alle so ruhig und sind zufrieden, wie es ist.
00:31:22: Weiß ich jetzt nicht.
00:31:24: Aber ich schreibe auch Leben, ich schreibe auch Herausforderungen, ich schreibe auch neue Sachen zu entdecken und das ist so, was mich auch so glücklich macht.
00:31:34: Vielleicht deswegen, weiß ich jetzt nicht.
00:31:38: Und was machst du, wenn du nicht sozusagen was für dich tust auf der Intensivstation?
00:31:43: Ihr habt ja Schichten, wo du viele Tage am Stück arbeitest und dann einige Tage in der Zwischenpause hast.
00:31:51: Was tust du da?
00:31:54: Wenn ich erste Freitag habe, dann staubgesaug ich ganze Haus.
00:31:59: Das mache ich immer.
00:32:02: Und ich verpreide mich, ich habe sehr viele Freundinnen.
00:32:06: Ich plane immer alles.
00:32:08: Jeden Tag plane ich, so wenn ich frei habe, so was ich mache, ich mag auch sehr gerne Sauna, schwimmen mag ich.
00:32:16: Sehr oft kommen meine Freundinnen zu mir, dann essen wir zusammen wie Grillen.
00:32:21: Ich mag sehr Gesellschaft.
00:32:23: Und das ist für mich auch so, ich habe was für mich getan.
00:32:28: So diese gemeinsame Gespräche und gemeinsam rachen.
00:32:34: Ich finde das sehr schön, weil man braucht jetzt keine materielle Sachen, sodass man glücklich ist.
00:32:40: Braucht man nicht.
00:32:41: Ich gehe fast jeden Tag, weil ich wohne direkt am Rhein mit meinen Hunden spazieren, mindestens fünf Kilometer pro Runde.
00:32:49: Und wir machen das zweimal, das bedeutet zehn Kilometer pro Tag.
00:32:52: Ist das egal, ob ich gearbeitet habe oder nicht.
00:32:57: Ich finde immer was, was mich gut durchmacht.
00:33:03: Du hast zu Beginn gesagt, dass du, wenn du in den zwei Wochen im Bett lagst, immer wieder das Gefühl hattest, du müsstest ... Jetzt wieder bald funktionieren.
00:33:13: Was spielt dieses, ich muss funktionieren in deinem Leben für eine Rolle?
00:33:18: Funktionieren bedeutet, dass meine Kinder versorgt sind.
00:33:22: Dass das im Haushalt alles funktioniert.
00:33:26: Dass ich koche, weil für mich ist Kochen sehr wichtig.
00:33:30: Weil ich bin auch Meinung, wenn man sich nicht gut ernährt, kann man auch nicht geistlich gut funktionieren.
00:33:36: Und das waren so meine Gedanken.
00:33:39: Weil das war meine Routine.
00:33:41: Ich wollte wieder das alles haben, so dass ich arbeiten kann, dass ich wieder glücklich bin, dass ich lache, dass ich wieder für meine Kinder da bin.
00:33:51: Aber habe ich auch da in zwei Wochen, als ich im Betrag habe ich überlegt, wie kannst du das vielleicht anders machen, weil ich habe immer alles übernommen, dass du auch ein bisschen abgibst.
00:34:05: Und dann habe ich auch sehr viele Sachen abgegeben.
00:34:09: Mit meinen Kindern habe ich abgesprochen, wie wir das alles machen.
00:34:12: Auch mit Kochen, mit Hunde, Gassi gehen und mit Aufräumen.
00:34:17: Weil ich wollte einfach immer alles machen.
00:34:21: Und ich habe nie so gedacht, dass irgendwann wird vielleicht auch Zeit kommen, wenn ich das nicht mehr kann.
00:34:30: Und das hat funktioniert?
00:34:32: Das hat funktioniert, ja.
00:34:34: Bis jetzt, oder hast du irgendwann wieder angefangen, dir die weiteren Aufgabenpäckchen wiederzunehmen?
00:34:39: Nein, wirklich, ich habe mich zusammengerissen.
00:34:43: Ich wollte immer wieder alles übernehmen, aber gesagt, nein, nein, nein, machst du nicht?
00:34:47: Du musst einfach so deine Hände hinter Rücken verstecken und gucken, wie die das hinkriegen.
00:34:53: Und ich bin auch stolz, dass ich das geschafft habe.
00:34:58: Und bis jetzt funktioniert das.
00:34:59: Wir können uns immer absprechen, wenn ich zum Beispiel mehrere Frühdienste habe, dass man sich dann aufteilt wegen Gassigen, dann muss ich nicht um vier Uhr aufstehen und Gassigen, sondern kann ich dann bis fünf Uhr schlafen und dann zu Frühdienst fahren und dann kann mein Sohn oder meine Tochter Gassigen oder mit kochen.
00:35:21: Damit du auf die fünf Kilometer kommst, stehst du sogar um vier auf.
00:35:25: Ja.
00:35:25: Ja,
00:35:26: weil dir sagt es zweimal.
00:35:27: Okay, Respekt.
00:35:28: Ja.
00:35:30: Und sag mir mal, wie habt sich diese Krankheit, dieses Ausgeschaltetsein für zwei Wochen im Anschluss darauf ausgewirkt, wie es bei der Arbeit war, was du dort auf dich genommen hast oder wo du vielleicht auch dort gesagt hast, hier gebe ich mal was ab, hat sich da auch was verändert?
00:35:45: Ja.
00:35:46: Weil ich habe dann angefangen, einfach auf mich zu denken und wenn ich gesehen habe, du schaffst das nicht zeitlich alles.
00:35:54: Dann habe ich auch abgegeben, habe ich mir auch Hilfe geholt und habe gesagt, kannst du mir bitte helfen das und das schaffe ich jetzt nicht, dass man mich unterstützt und früher.
00:36:04: Ich habe immer so gedacht, ja ich möchte keine Belastung für jemandem sein, aber das war falsch.
00:36:11: Das war falsch, weil wir sind ein Team.
00:36:14: Und ich war immer hilfsbereit, aber ich habe das nicht so gesehen, so wie ich zum anderen war.
00:36:21: Sondern ich habe ganz anders mich so gesehen und dann habe ich so gedacht, wenn ich hilfsbereit bin, natürlich sind auch meine Kollege hilfsbereit.
00:36:30: Nur ich habe dann nicht zugelassen, ich wollte immer das alles so alleine schaffen, aber man kann nicht alles alleine schaffen.
00:36:38: Und das hat dann auch funktioniert.
00:36:40: Ja, also du konntest dann wirklich auch abgeben und konntest zulassen abzugeben und das andere und quasi Hilfe anzunehmen.
00:36:47: Ja.
00:36:47: Das ist interessant.
00:36:48: Musste dafür irgendwas während dieser zwei Wochen in deinem Köpfchen passieren?
00:36:52: Musste sich da irgendein Schalter für umlegen oder hat es gereicht, dass du einfach physiologisch ausgeschaltet warst?
00:36:58: Nein, ich hatte wirklich Angst, als ich da im Bett war.
00:37:02: Ich hatte keine Kraft und ich wusste, dass ich selber dafür zuständig war für mein Zustand.
00:37:09: Weil ich habe wirklich bis Ende meiner Kräfte wollte ich alles durchziehen.
00:37:15: Und zwei Wochen hatte ich Zeit, dass ich auch mein Körper wahrnehme.
00:37:22: Dass ich mich frage, schaffst du das jetzt oder schaffst du das nicht?
00:37:25: Und früher habe ich nur funktioniert und habe ich mich nie gefragt, wie geht es dir heute?
00:37:32: Bist du kaputt?
00:37:34: Was möchtest du jetzt machen?
00:37:35: Weil ich war immer so für meine Familie da.
00:37:39: für Arbeit war ich, aber ich habe nie so an mich gedacht.
00:37:42: Was möchtest du?
00:37:44: Und was war in deinem Körper anders zu der Zeit?
00:37:46: Weil du sagst, dass du dich da reingespürt hast.
00:37:48: Woran hast du gemerkt, dass dich da was ändern muss?
00:37:51: Ich hatte überall Schmerzen gehabt.
00:37:54: Das war unbeschreiblich.
00:37:56: Ich hatte keine Kraft.
00:37:57: Ich konnte nicht aus dem Bett aufstehen.
00:37:59: Das war so wie, dass jemand dich so fest am Bett drückt.
00:38:03: Und du hast keine Kraft.
00:38:05: Und dein Kopf ist leer.
00:38:09: Emotionlos.
00:38:11: Ich kann das nicht beschreiben.
00:38:12: Das war für mich so richtig so erschreckend.
00:38:18: Weil ich konnte immer meine Emotionen alles kontrollieren und so.
00:38:22: Und das war einfach so, was ich nicht kontrollieren konnte.
00:38:26: Auf einmal konntest du nicht mehr funktionieren?
00:38:29: Ja.
00:38:30: Und das war für mich ganz schlimm.
00:38:33: Und heute fragst du bewusst danach, dich selber immer wieder, dass du schaust, Wie sind deine Energie reserven?
00:38:41: Was tust du für dich?
00:38:43: Ja, jetzt achte ich mehr.
00:38:50: Mein Full Moment.
00:38:54: Ivana zeigt uns, wie wichtig es ist, sich selbst wieder in den Fokus zu rücken.
00:38:59: Gerade nach extrem belastenden Einsätzen sorgt sie nach ihrem Break bewusst für Ausgleich.
00:39:05: Durch Spaziergänge, mit Sport, Zeit mit Familie und ihren Hunden.
00:39:10: Bewusst Zeiten, die sie aufladen, um mental stark, ausgeglichen und fit zu bleiben.
00:39:17: Gerade in stressigen Phasen gilt auch für uns.
00:39:20: Wir dürfen unseren eigenen Ausgleich finden, der die Balance wieder herstellt.
00:39:25: Entschleunigende Tätigkeiten, die Langsamkeit und Achtsamkeit erlauben, sind hier übrigens oft deutlich wirksamer, um Energie zurück zu gewinnen, als Aktionen, die nur einen neuen Adrenalinkick versprechen.
00:39:39: Lass dich doch gerne mal von diesen Fragen inspirieren.
00:39:43: Was tue ich aktuell für mich, um mental und körperlich ausgeglichen zu bleiben?
00:39:52: Welche Aktivitäten geben mir echte Energie, statt mich nur kurz abzulenken?
00:40:00: Und wie könnte mein Alltag insgesamt eigentlich aussehen, wenn ich mir ganz bewusst Zeit für meinen eigenen Ausgleich nehmen würde?
00:40:10: Selbst für Sorge ist nämlich kein Luxus.
00:40:14: Sie ist die Grundlage, um für andere und für dich selbst gesund und in Balance zu bleiben.
00:40:26: Was ich verstanden habe, ich versuch das noch mal so ein bisschen zu deschiffrieren.
00:40:29: Du hast immer so viel auf dich genommen, das habe ich verstanden.
00:40:32: Du hast immer bestmöglich funktioniert.
00:40:35: Hast deine Familie neben deinem Job, neben deinem Hunden, deinem Sport.
00:40:40: Es hat immer alles wunderbar funktioniert und irgendwann wurde alles zu viel.
00:40:45: Und dann gab es diese zwei Wochen, in denen du dich nochmal neu sortieren musstest.
00:40:50: Und dann hast du angefangen zu Hause mehr abzugeben und du hast auch angefangen im Krankenhaus mehr abzugeben.
00:40:58: Hat das auch die Beziehung zwischen dir und deinen Patienten in irgendeiner Art und Weise verändert?
00:41:02: Warst du da vielleicht im Vorfeld noch viel empathischer, aufnehmender, auch noch hilfsbereiter als du vielleicht hättest sein müssen und musstest auch da ein Stück zurücktreten oder?
00:41:13: ist das davon unangetastet geblieben?
00:41:15: Das ist unangetastet, weil ich habe nur die Hilfe geholfen, meine Kollegen so, wenn man Medikamente so aufziehen musste oder wenn man wirklich Notfall hatte, dass die dann nach meinem Patienten geguckt hatten.
00:41:28: Aber ich bin noch nah, bin ich dann zu Patienten, weil ich wollte einfach wissen, wie geht es diesen Patienten?
00:41:35: Ich möchte immer wissen, wie geht es ihm psychisch?
00:41:37: Weil ich wusste, mir ging es in zwei Wochen schlecht und Dann habe ich das noch mehr sensibilisiert.
00:41:45: Das ist immer so nachgefragt, wie geht es Ihnen?
00:41:47: Brauchen Sie Hilfe und möchten Sie mit noch jemandem reden und so.
00:41:53: Wie reagieren die Menschen, wenn Sie merken, dass jemand so echtes Interesse an Ihnen hat in so einer schwierigen Situation, in der Sie selbst nichts mehr zu geben haben?
00:42:01: Diesen sehr dankbar.
00:42:03: Und natürlich, man muss auch von Patient einschätzen, wie weit kannst du mit jemandem mit solche Fragen gehen?
00:42:11: Das habe ich auch mit dem Jahre gelernt.
00:42:13: Mit manchen kann man nicht so viel reden und mit manchen kann man so in die Tiefe gehen, dass man sich so fragt, mein Gott, ich habe so ein Gefühl, ich kenne ihn seit Jahre lang.
00:42:26: Und das ist auch, was mich so erfüllt.
00:42:30: Weil ich weiß, ich habe mein Job gut gemacht.
00:42:34: Und sehr oft, wir kriegen Post von unseren Patienten auch so keine Geschenke aus Dankeschön.
00:42:41: Und das ist so, was wirklich zählt.
00:42:45: Ihr habt ja auch, wenn ich das richtig gelesen habe, an der Klinik, an der du bist in Düsseldorf, einen Preis bekommen für die angehörigen freundliche Intensivstation.
00:42:56: Ja.
00:42:57: Erzähl mal, was habt ihr da gemacht?
00:42:59: Ja, das ist noch nicht fertig.
00:43:01: Wir haben jetzt nur Preis bekommen, aber wir müssen noch viele Genehmigungen holen.
00:43:06: Und eigentlich, das war unser Ziel, dass die Angehörige, dass es keine Besuchzeit gibt, sondern dass die kommen können, wann die wollen.
00:43:15: Wir haben diese Schild jetzt wegetan.
00:43:19: Es gibt nicht so Besuchzeiten von bis.
00:43:23: Und auch, wenn die Patienten so Kinder haben, dass es auch ein bisschen Kinderfreundischer ist.
00:43:29: Das war jetzt unsere Ziel, aber das ist noch nicht alles fertig.
00:43:33: Aber das ist sehr schön, dass man keine Besuchzeiten auf Intensiv hat, sondern dass die kommen können, wann die Zeit haben.
00:43:42: Und dass die auch lange bleiben, so wie die Woren.
00:43:47: Ich würde noch mal gerne darüber sprechen, liebe Ivana.
00:43:51: Du sagst, dass nach diesen zwei Wochen hast du dich noch mehr für die Menschen interessiert und fast noch sensibler für ihre Gefühlslagen.
00:43:59: und also für mich hört sich das an.
00:44:01: Da war noch Wunsch nach einer noch tieferen Verbindung.
00:44:04: Korrigier mich, wenn ich falsch liegt.
00:44:06: Was ich dich fragen möchte ist, gerade wenn solche Menschen, zu denen man dann eine noch tiefere Beziehung aufgebaut haben, vielleicht noch kranker werden und vielleicht dann auch aus dem Leben scheiden, das kann ich mir vorstellen, dass je tiefer die Beziehung, desto schmerzhafter der Verlust.
00:44:27: Auch während die Menschen noch leben, kann es ja gut sein, dass du einfach so viel Schmerz und so viel Leid automatisch durch diese Verbindung auf menschlicher Ebene, die kommt ja auch bei dir wieder an.
00:44:39: Und ich weiß zum Beispiel, dass es in sozialen Berufen ja häufig so ist, dass ja auch die Burnoutrate extrem hoch ist, weil es eben so schwierig ist für die Menschen zwischen den Gefühlen der anderen.
00:44:51: und ihren eigenen zu unterscheiden und auch sicherzustellen, dass sie Grenzen setzen auf dieser emotionalen Ebene, dass nicht alles zu ihnen rüber schwappt, was da quasi auf der anderen Seite passiert.
00:45:04: Wie gehst du damit um?
00:45:06: Ja, wie geh ich damit um?
00:45:10: Das ist auch Unterschied, wie alt sind die Patienten?
00:45:14: Das ist auch Unterschied.
00:45:15: Zum Beispiel, wenn ich mich mit einer siebzeigjährigen unterhalte und wenn er gute Reben hatte, dann Denke ich, ja, er hat gutes Leben, jetzt ist er krank.
00:45:29: Und das ist für mich nicht so traurig, weil er hat sein Leben gelebt.
00:45:35: Und wenn so eine junge Patient, achtzehn, neunzehn Jahre zu uns kommt, das nimmt mich viel mehr mit, weil er hat nichts erlebt.
00:45:47: Er hatte gar kein Leben gehabt.
00:45:50: Und ich frage, ob er leben wird.
00:45:54: Und ich mag auch sehr gerne zum Beispiel von älteren Patienten, dass sie mir so erzählen, was haben die im Leben gemacht und so.
00:46:02: Ich finde das so schön.
00:46:04: Und eigentlich sage ich auch zu meinen Patienten, wenn es ihnen schlecht geht, erinnern sie sich, wie war früher?
00:46:11: Was hat ihnen Spaß gemacht?
00:46:13: Wo waren sie glücklich?
00:46:15: Weil man soll nicht traurig sein.
00:46:17: Ja, jetzt bin ich krank.
00:46:18: Ist so.
00:46:19: Man kann das nicht ändern.
00:46:21: Aber man kann versuchen... was daraus zu hören, so dass man einfach so auch diese positive Seite sieht.
00:46:33: Das passiert auf Patientenebene, so hilfst du denen quasi ein bisschen besser wieder in die Balance zu kommen.
00:46:38: Ja.
00:46:39: Und dann habe ich verstanden, für dich ist das Gesellschaft mit Menschen, die dir lieb sind, Zeit in der Natur, Zeit mit deinen Hunden.
00:46:48: Und das hilft dir, das quasi auch für dich ausreichenden Balance zu bringen, oder gibt es da noch mehr?
00:46:52: Was sind das für innere Gespräche?
00:46:55: Wenn ich damit am Tisch sitzen würde, wie würden sich deine inneren Gespräche zu solchen Themen anhören, indem du dich nach und nach wieder selbst Balancierte aufstellst?
00:47:06: Ja, das hängt immer von Situation ab.
00:47:09: Manchmal, wenn ich sehr mitgenommen bin von Arbeit, dann sind das manchmal sehr tiefe Gespräche und manchmal weine ich auch und ich finde weinen nicht schlecht.
00:47:21: Weinen ist auch gut, weil Man soll immer die Gefühle wahrnehmen.
00:47:27: Ich bin so ein Mensch, ich sage immer, wie ich mich fühle.
00:47:31: Wenn ich gut bin, dann bin ich gut.
00:47:33: Wenn ich traurig, dann sage ich auch, ich bin traurig.
00:47:36: Deswegen, und dann rede ich darüber mit meinen Freundinnen, und dann geht es mir auch besser, weil ich hatte das nicht drin.
00:47:45: Weil wenn man alles so drinnen hält, dann irgendwann man platzt, dann geht das in die falsche Richtung, dann kommt diese auch Unzufriedenheit oder diese toxische Ausstrahlung und das Mäschchen ist.
00:47:59: Erlebst du sowas in deinem Umfeld, dass es anderen Menschen nicht so gut gelingt, mit ihren Gefühlen umzugehen und was denen dann widerfährt?
00:48:07: Ja, das merke ich sehr oft, dass diese sehr toxisch sind, gereizt.
00:48:14: Und ich finde das schade, aber wir sind nicht alle gleich.
00:48:18: Ist einfach so.
00:48:19: Und ich akzeptiere auch meine Kollegin, wenn sie alles in sich so frisst und dann ist sie so toxisch und gemein.
00:48:28: Ich weiß, die ist nicht so, aber die kommt mit ihrer Situation so klar.
00:48:34: Das heißt also, um das nur noch mal so als wie so eine Art Rezept umzuschreiben, würde ich jetzt verstehen, dass du sagst, je mehr es mir gelingt, wirklich ganz offen und transparent und ehrlich darüber zu sprechen, wie es mir geht.
00:48:49: Umso weniger fresse ich das in mich rein, umso weniger toxisch werde ich und umso besser geht es mir, habe ich das richtig verstanden?
00:48:56: Ja, ja.
00:48:58: Weil das ist auch wichtig für Patienten, weil die Patienten merken auch, wenn du schlecht gelaunt bist, die spüren das und ich möchte das nicht auf meine Patienten übertragen.
00:49:09: Aber wenn du schlecht gelaunt wärst, würdest du Ihnen sagen, heute...
00:49:12: Ja, dann sage ich, ja, es tut mir sehr leid, heute bin ich schlecht gelaunt, jetzt möchte ich nicht reden, so.
00:49:19: Und dann, dann vielleicht nach dem halben Stunde ist vorbei mit meiner schlechten Laune und dann komme ich und dann sage ich, okay, jetzt können wir reden, so.
00:49:29: Aber wie wunderbar ist das, also wie häufig setzen wir Masken auf, ja, und... Reagieren dann vielleicht über nicht reagieren wollen, weil sonst aber vorher nicht gesagt haben, wie sonst geht.
00:49:41: Also toll.
00:49:43: Wirklich, wirklich toll.
00:49:45: Das ist vieles drin, was ja für unseren Podcasts, Werde Sie oder eines Lebens auch passt.
00:49:49: Nachfahren ja raus.
00:49:50: Jetzt hast du so einen spannenden Werdegang und hast schon so viele verschiedene Stationen durchlaufen.
00:49:57: Was kommt als nächstes?
00:49:59: Gibt's irgendwas?
00:50:00: Nein, jetzt bleib ich auf Intensiv.
00:50:03: Okay.
00:50:03: Ich bin noch nicht so weit.
00:50:08: Ich muss noch viel reden.
00:50:10: Aber das ist zum Beispiel jetzt, wo ich bin.
00:50:14: Der Team ist super.
00:50:16: Und wir sind so wie keine Familie.
00:50:18: Und das ist auch sehr schönes Gefühl.
00:50:21: Man kann sich auf Korrektion verlassen und die Arbeitsklima ist super.
00:50:27: Wir machen Spaß, wir arbeiten und alles funktioniert.
00:50:30: Und das ist so, wenn man mit Freude zur Arbeit kommt, dann macht das noch mehr Spaß.
00:50:36: Ich glaube, ich werde sehr lange dabei.
00:50:40: Yvonne, noch eine Abschlussfrage.
00:50:43: Also du scheinst sozusagen so mit so eine der Meisterin zu sein, wenn es darum geht, sehr gesund mit den eigenen Gefühlen umzugehen.
00:50:51: Wenn sich jemand an dich wenden würde und sagen würde, das ist eben schon seit längerer Zeit nicht so gut geht und dass er sich zunehmend schlechter fühlt und vielleicht auch unangenehme Gefühle in sich trägt, sei es Gefühle von Traurigkeit oder intensiver Sorge oder vielleicht auch Schuld oder Reue.
00:51:11: Wie würdest du der Person raten, mit ihren Gefühlen wieder mehr in Frieden zu kommen?
00:51:18: Ich würde ihm gar nichts raten, sondern mit dem darüber sprechen.
00:51:22: und Wenn man so offen darüber spricht, dann kommt man auch von alleine auf Idee, wie kann man das besser?
00:51:28: Weil ich bin nicht so ein Mensch, das ich jetzt so Ratschläge gebe.
00:51:33: Ja, du musst das so und so, weil jeder Mensch funktioniert anders.
00:51:37: Und manchmal nur Gespräche helfen viel mehr, als wenn man sich alles so in sich so behält.
00:51:46: Ich schatte auch durch meine Berufserfahrung bei manchen Kollegen bemerkt, dem geht es nicht gut.
00:51:52: Dann habe ich ihm zur Seite genommen und ich habe ihm gesagt, ich habe bemerkt, der geht es nicht so gut.
00:51:58: Möchtest du darüber sprechen?
00:52:01: Manche wollten, manche haben gesagt, nein, ist alles in Ordnung.
00:52:05: Aber ich bin so ein Mensch, ich spüre, wenn jemand es nicht gut geht.
00:52:09: Weil ich bin sehr aufmerksam.
00:52:11: Das so meinst, ich gucke immer so, ich kann nicht anders.
00:52:17: Aber ich würde es gar keine Ratscheuge geben, ich kann so Tipps geben, ja, versuche vielleicht zu spazieren oder was magst du so gerne, so dass du was bei dir endest, aber Ratscheuge kann man nicht geben.
00:52:30: Jeder muss für sich selber herausfinden, was ist am besten für den?
00:52:37: Vielen Dank, Ivana, für deine Zeit, für... Deine Offenheit, das zu teilen, deinen Einblick in Leben, das ist die wenigsten von uns, bleib auf dich mitbekommen, werden hoffentlich.
00:52:51: Und für das, was du da tust, auch mit den Menschen und bei den Menschen und für die Patientinnen und für so viel Weisheit, die du heute hier geteilt hast.
00:53:01: Also ich finde das ganz große Klasse.
00:53:03: Ganz, ganz vielen Dank für dieses wunderbare Geschenk und für deine Zeit.
00:53:07: Danke auch euch.
00:53:08: Vielen
00:53:08: Dank, Yvana.
00:53:13: Wow, was
00:53:14: für eine beeindruckende, tiefgehende Session mit Ivana.
00:53:18: Ich weiß nicht, wie es dir ging, Kai.
00:53:20: Ich habe vor allem mal mitgenommen.
00:53:22: Was mich beeindruckt hat, war ihr bereits ab sehr jungen Jahren, dass sie Verantwortung übernommen hat in Kroatien bis hin zu medizinischen Entscheidungen.
00:53:32: Inklusiv, Reanimation, Notfallmedikamentation.
00:53:36: Das ist schon prägend, ist einfach beeindruckend, zeigt aber auch, wie früh wir als Menschen in der Lage sind, Verantwortung übernehmen zu können.
00:53:45: Das andere, was ich mitgenommen habe, ist ihr sehr klarer Blick auf Leben und Tod.
00:53:51: Und das heißt nicht, dass sie total kühl ist.
00:53:54: Im Gegenteil, sie ist super empathisch.
00:53:57: Aber sie weiß eben auch, das ist der Fluss des Lebens und sie kann also damit empathisch Menschen begleiten und zugleich professionell bleiben.
00:54:07: und zugleich für sich selbst gut sorgen, sehr beeindruckt.
00:54:12: Und ja, dass sie den Ausdruck ohne meinen Beruf bin ich nicht komplett so einfach sagen kann und für sie damit die Arbeit mehr ist als ein Job, nämlich Quelle von Sinn, Stolz und persönliche Erfüllung, sehr beeindruckende Personen für mich.
00:54:27: Das meinst du lieber Kai.
00:54:30: Ja, das sind extrem gute Punkte.
00:54:31: Tatsächlich könnte ich an dem dritten direkt anknopfen, weil er auch mit mir resoniert hat.
00:54:37: Viktor Frankl sagt hier, dass das Leben tiefer hält, wenn das, was wir tun, die Bedeutung hat, die größer ist als wir selbst.
00:54:45: Und genau das spiegelt sicher ziemlich gut bei ihr wieder, wenn sie quasi auch sagt, ich bin komplett, ich bin komplett mit meinem Beruf.
00:54:53: Und jetzt, wenn ich im Lotto gewinnen würde, ich würde weiter als Krankenschwester arbeiten.
00:54:58: Das ist wahrscheinlich das, was man Warninneren-Reichtum nennt, dieses Gefühl, innerlich angekommen zu sein.
00:55:06: und zwar nicht nur in einer Position oder in einem Job, sondern wirklich in der eigenen Berufung, damit auch in sich selbst.
00:55:14: Darüber hinaus fand ich es noch spannend, dass sie aber auch darüber gesprochen hat, was das auch teilweise mit ihr oder ihrem Körper gemacht hat, dass sie selbst sagt, sie hat nur bis zu einem gewissen Maß funktioniert und irgendwann ging das nicht mehr und der Körper hat quasi seine Signale gesendert.
00:55:32: Es gibt ja diesen Ausspruch, das Leben flüstert zuerst.
00:55:34: Und wenn du nicht zuhörst, dann schreit das.
00:55:36: Und dass sich diese Signale eben ganz häufig erst mal körperlich physiologisch abbilden.
00:55:42: Und dass vielleicht auch dieses Gewahrsein wieder näher bringt, dass wir keine Human-Doing-Send, sondern Human-Being-Send.
00:55:51: Und dass wir auch mal wieder lernen müssen, das innere Sein über das Ton zu stellen.
00:55:57: Der dritten Punkt habe ich mir mitgenommen.
00:56:00: wie wichtig sie auch beschreibt, dass es auch mal gilt, loszulassen, abzugeben, Verantwortung zu teilen und auch einfach mal diesen Mut zu beweisen, nicht alles selbst schaffen zu müssen.
00:56:16: Weil oftmals liegt hier in diesem Loslassen kein wirklicher Verlust, sondern eigentlich Freiheit und diese Rückkehr zu einem Gleichgebicht, das eben nicht durch noch mehr im Außen entsteht, sondern durch mehr im Innen.
00:56:32: Das sind meine drei Punkte, die ich mitgenommen habe.
00:56:35: Es war eine sehr, sehr schöne Folge, hat mir sehr viel Spaß gemacht.
00:56:38: Und wenn es euch Spaß gemacht hat, liebe Hörerinnen und liebe Hörer, dann würden wir uns sehr freuen, wenn ihr in zwei Wochen wieder einschaltet.
00:56:46: Wenn ihr, falls ihr das noch nicht habt, unseren Podcast abonniert und es gerne auch eine Sternebewertung gebt im Rahmen der Bewertung oder der Sterneanzahl, wie sie euch gerecht erscheint.
00:56:58: Wir freuen uns, wenn ihr in zwei Wochen wieder mit dabei seid.
00:57:01: Bis dahin, alles Liebe.
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