Spezialfolge zum World Mental Health Day: „Was du fühlst, ist nicht zu viel“ mit Dr. Franca Cerutti 🧠💬🌍

Shownotes

Zum World Mental Health Day sprechen wir mit einer der wichtigsten Stimmen für psychische Gesundheit in Deutschland: Dr. Franca Cerutti – Psychologin, Spiegel Bestseller Autorin, Speakerin und echte Mutmacherin, wenn es ums Fühlen, Denken und Heilen geht.

In dieser besonderen Folge erfährst du:

  1. Warum psychische Gesundheit kein Tabuthema mehr sein darf – weder im Alltag noch im Job
  2. Was emotionale Selbstfürsorge im Alltag wirklich bedeutet – jenseits von „Selfcare-Klischees“
  3. Wieso Franca die Gefühle ihrer Klient:innen nicht „wegmachen“ will – sondern sichtbar macht
  4. Wie du aufhören kannst, dich „zu viel“ oder „zu sensibel“ zu fühlen
  5. Und warum es nicht immer um „höher, schneller, weiter“ geht – sondern oft ums Innehalten

Wer ist Dr. Franca Cerutti? Diplom-Psychologin mit eigener Praxis, seit über zwei Jahrzehnten begleitet sie Menschen durch psychotherapeutische Wege, Podcast-Impulse und geschriebene Impulse. Ihr Ziel: nicht Heilung um jeden Preis, sondern nachhaltige psychische Stabilität und Selbstwirksamkeit. Ihr Buch „Wie verrückt sind wir eigentlich? Psychologie to go!“ wurde Spiegel Bestseller.

Franca sagt: „Wer sich erlaubt zu fühlen, übernimmt Verantwortung – für sich selbst und für andere.“

Jetzt reinhören – für mehr Verständnis, weniger Scham und echte mentale Stärke.

Transkript anzeigen

00:00:02:

00:00:13: Unser heutiger Gast ist eine der bekanntesten Stimmen im deutschsprachigen Raum, wenn es darum geht, psychologische Themen alltagsnah, verständlich und mit Tiefgang zu vermitteln.

00:00:23: Sie ist Psychotherapeutin, Bestsellerautorin und Host des Podcasts Psychologie To Go, der eine große Hanza an Hörerrillen erreicht.

00:00:33: Menschen dazu zu inspirieren, sich selbst besser zu verstehen und mit mehr Selbstwert, Klarheit und Zuversicht durchs Leben zu gehen.

00:00:40: Sie hat in ihrer eigenen Geschichte erlebt, wie es ist, sich neu zu erfinden.

00:00:44: Nach vielen Jahren in der therapeutischen Praxis hat sie bewusst noch einen zusätzlichen Weg in die Öffentlichkeit gesucht über Podcasts, Bücher und Vorträge.

00:00:53: Sie spricht offen über Themen wie Angst, Trennung, Sucht und Selbstzweifel, aber immer mit dem Blick auf Lösungen, Heilung und persönliche Entwicklung.

00:01:02: Zusätzlich bewegt hat sie in den letzten Jahren das Thema Trennungskultur.

00:01:06: in ihrem zweiten Podcast Split Happens, teilt sie Erfahrungen aus ihrem eigenen Leben als Mutterpartnerin Frau und zeigt, wie aus Abschied neue Stärke entstehen kann.

00:01:16: Dabei bleibt eine Konstante immer im Fokus.

00:01:18: Wie kann ich mir selbst ein guter Coach werden und mir auch in stürmischen Zeiten zuversichtlich bewahren?

00:01:24: Wir freuen uns auf ein Gespräch voller psychologischer Einsichten, persönliche Erfahrungen und praktischer Impulse.

00:01:30: Herzlich willkommen im heutigen T-Talk.

00:01:32: Franca Cerotti, schön, dass du heute bei uns bist.

00:01:35: Wow, danke schön.

00:01:36: Das war ja mal ein Intro.

00:01:37: Ich bin ganz gerührt.

00:01:38: Vielen lieben Dank für die Einladung.

00:01:43: Franca, warum sollten wir lernen, wieder zuversichtlicher zu werden?

00:01:48: Oh, also zuversicht halte ich im Moment ... und gerade jetzt für eine ganz wichtige Größe in unserem Leben.

00:01:57: Also wenn man sich mal überlegt, was Zuversicht bedeutet, in dem Wort Zuversicht steckt ja das Wort Sicht drin.

00:02:03: Das heißt, der Sesinn ist angesprochen und es geht darum, wie wir in unsere Zukunft gucken.

00:02:12: Und das ist schon ganz entscheidend, ob wir das mit Zuversicht machen oder mit Pessimismus, ob wir damit Hoffnung dran gehen oder mit Resignation.

00:02:24: Weil wir ja aus der Psychologie wissen, dass die Stimmung, mit der wir Dinge angehen, auch ein bisschen im Sinne einer sich selbst erfüllenen Prophezeiung.

00:02:32: Aber tatsächlich ist es so, dass wenn wir gute Ergebnisse erwarten, wir tatsächlich auch gute Ergebnisse erzielen.

00:02:40: Und das heißt, wenn wir was bewegen wollen für unsere Zukunft, dann brauchen wir Zuversicht.

00:02:46: Jetzt würden manche Menschen vielleicht sagen, naja, Also ich bin jetzt weder besonders zuversichtlich, noch besonders negativ.

00:02:53: Ich bin einfach nur realistisch.

00:02:56: Ja, das verstehe ich.

00:02:57: Also ich würde gerne mal ein Beispiel machen, um auch klarer zu machen, was eigentlich Zuversicht ist im Unterschied zum Beispiel zu Optimismus oder zu Hoffnung.

00:03:07: Es ist ja alles irgendwie inhaltlich so ein bisschen verwandt oder das sind vielleicht Schwestern und Cousinen diese Begriffe.

00:03:13: Aber stell dir mal ein Fußballtrainer vor.

00:03:16: Der möchte seine Mannschaft auf ein richtig wichtiges Spiel einstimmen.

00:03:21: So irgendwas wie von mir aus Champions League.

00:03:24: Also es geht um was, ja?

00:03:25: Irgendein Ereignis in der Zukunft für diesen Verein, wo es wirklich darum geht.

00:03:30: Ich glaube nicht, dass der Fußballtrainer sich dahin stellt und sagt so, ja, ich bin ja jetzt nicht besonders optimistisch, bin nicht besonders pessimistisch, ich bin Realist.

00:03:40: Und gucken wir mal.

00:03:42: Das ist ja irgendwie nicht der Spirit, den wir brauchen.

00:03:45: um gute Leistung abzurufen und um uns positiv eingestimmt zu fühlen.

00:03:50: Komisch wäre aber auch, wenn der Trainer sagen würde, ja, ich hoffe, dass wir gewinnen.

00:03:55: Also Hoffnung.

00:03:57: Ich hoffe das irgendwie.

00:03:59: Oder auch, wenn er zu optimistisch ist und sagt, ja, das Spiel haben wir auf jeden Fall im Sack, das gewinnen wir auf alle Fälle.

00:04:06: Das wäre vielleicht zu viel.

00:04:08: Aber Zuversicht als Haltung.

00:04:10: Also wenn er sagt, Leute, ich kenn euch, ich weiß, wie er als Mannschaft tickt.

00:04:14: Wir haben das trainiert und nach allem, was ich jetzt absehen kann, räume ich uns gute Chancen ein.

00:04:20: Das ist Zuversicht.

00:04:22: Und das finde ich eine total gute Haltung, um auf eine Zukunft zuzugehen, in der man was bewegen will.

00:04:30: Ich hatte früher auch so eine Haltung an mir, dass ich gesagt habe, naja, ich gehe mal vom Schlimmsten aus, dann kann ich nicht enttäuscht werden.

00:04:38: Und ich kenne viele im Geschäftsleben, die ähnlich unterwegs sind.

00:04:43: Sie ist auf jeden Fall nicht zuversichtlich.

00:04:48: Also dieses vom Schlimmsten ausgehen, ich verstehe die Taktik.

00:04:52: Das höre ich natürlich auch als Psychotherapeutin unfassbar häufig.

00:04:56: Ich finde, das darf man aber mit Vorsicht genießen, weil wir wissen, wie stark unsere eigene Haltung, mit der wir Dinge angehen, tatsächlich das Outcome mit bestimmt.

00:05:07: Und das heißt, wenn ich von vornherein vorm Schlimmsten ausgehe, vielleicht schlimmer noch eine Tendenzentwickel zum Katastrophisieren oder mir alle möglichen Worst Case-Szenarien auszudenken, dann ist das faktisch etwas, was mich mental destabilisiert.

00:05:25: Weil ich meinen Kopf mit stressigen Szenarien, mit unguten Szenarien fütte, auf die ich ja, ob ich will oder nicht, auch reagiere.

00:05:34: Unser Geist ist nicht besonders gut darin zu unterscheiden, was real gerade ist und was ich mir gerade nur besonders gut ausdenke.

00:05:44: Also sonst würden wir ja alle nicht bei einem Film weinen oder wenn wir ein Roman lesen, weil das, was wir real sehen, sind nur Buchstaben auf Papier, aber wir reagieren emotional auf das Kopfkino, das sich entfaltet.

00:05:56: Und wenn ich mir die ganze Zeit vorstelle, was kann schlimmstenfalls passieren?

00:06:01: Mach das was mit meiner Psyche und zwar nichts Gutes.

00:06:05: Deshalb halte ich das auch für nicht so ein cleverer Tipp, ehrlich gesagt, immer vom Schlechtesten aus zu gehen, nur um nicht enttäuscht zu sein.

00:06:12: Ich meine, da steckt ja auch so eine Haltung drin, wie ich darf mir keine Enttäuschung zumuten.

00:06:17: Warum?

00:06:18: Da sind relativ viele Aspekte drin gewesen, die ich gerne noch mal näher mit dir diskutieren wollte.

00:06:23: Ja,

00:06:24: gerne.

00:06:24: Du hast zum zweiten Mal den Punkt eingebracht, dass aus welcher inneren Haltung wir kommen.

00:06:31: Dafür ausschlaggebend ist, was sich so für uns im Leben ereignet.

00:06:36: Also welche Erfahrungen wir machen dürfen.

00:06:38: Du hast gleichzeitig mit eingebracht, da gibt es bestimmte kognitive Verzerrungen, also bestimmte Schaltungen in unserem Kopf, die uns das nicht immer so einfach machen, die Welt so objektiv wie möglich zu sehen, wenn das überhaupt möglich ist.

00:06:50: Worauf ich aber gerne zu Beginn einsteigen würde, ist dieser Punkt rund um... Wenn du sagst, dass unser Denken nicht so dafür geeignet ist, die Dinge von Beginn an eher positiv zu sehen, dann könnte ich mir vorstellen, auch wenn man so ein bisschen deine Bücher schaut, dass du das sicherlich auch so ein bisschen evolutionär biologisch erklären kannst.

00:07:13: Vielleicht holen es doch mal dahingehend ab.

00:07:15: Warum ist es denn viel einfacher, die Zukunft eher schwarz oder dunkel angegraut zu sehen als strahlend positiv?

00:07:24: Und was hat das mit unserer evolutionären Prägung zu tun?

00:07:27: Total guter Punkt.

00:07:28: Also wenn man das ganze evolutionär betrachten möchte, dann ist unser Gehirn immer noch das Gleiche mit dem unsere menschlichen Vorfahren, sagen wir mal, so gegen Ende der Steinzeit auch ausgestattet waren.

00:07:43: Dieses Gehirn ist letztlich gebaut worden, dass wir auf unsere Umwelt adäquat reagieren und dass es uns vor Schaden bewahrt und dass wir, soweit wir das können, auch natürlich Dinge antizipieren, also vorausschauend betrachten können, die uns gefährlich werden könnten.

00:08:03: Das war in einem Steinzeitleben, aber natürlich was ganz anderes als in unserem heutigen Umfeld sozusagen.

00:08:10: Also, wenn wir über die Steinzeit sprechen, das ist jetzt eine vielleicht etwas stereotype Vorstellung, aber du trittst irgendwie so aus deiner Höhle heraus und dann checkst du einmal das Wetter, dann laust du so ein bisschen, ob du irgendwelche Geräusche hörst, die auf Tiere oder andere Lebewesen hindeuten könnten und dann schätzt du so ungefähr ab, was das jetzt für deine Situation bedeuten könnte.

00:08:29: Und wenn du graue Wolken aufziehen siehst, dann sagt dein Gehirn dir, ja, das ist ein Zeichen, bereite dich mal vor Suchdeckung oder so.

00:08:38: Dafür ist unser Gehirn gebaut.

00:08:40: Und wofür unser Gehirn aber eigentlich nicht so gut gebaut ist, ist, mit den vielen, vielen Informationen, mit denen wir es heute zu tun haben, angemessen umzugehen.

00:08:49: und was unser Gehirn eben auch nicht kann, wie ich gerade schon sagt, ist herauszufiltern, ob etwas sich gerade wirklich für meine Sinne zugänglich, also direkt vor meinen Augen, vor meinen Ohren, fühlbar für mich jetzt und hier abspielt und deshalb für mich relevant ist und für mein direktes Überleben, oder ob das was ist, was ich gerade auf einem kleinen Smartphone sehe oder über ein Nachrichtenschannel reingespielt bekomme und zwar non-stop.

00:09:14: Das ist für unser Gehirn ein unglaublicher Stressfaktor.

00:09:18: Und was vielen Menschen nicht so bewusst ist, ist ja, dass uns heutige Menschen vom Ende der Steinzeit gerade mal hundertsechzig Generationen trennen.

00:09:31: Also, wenn wir so eine Rückwärtspolonese machen würden durch die Zeit, also du legst Die Hände auf die Schultern von deinem Vater und der legt die Hände auf die Schultern von seinem Vater und der legt die Hände auf die Schultern von seinem Vater.

00:09:44: Jeder von euch repräsentiert eine Generation.

00:09:46: Wenn braucht das nur hundertseptzig Menschen, bis wir am Ende der Steinzeit sind und am Beginn dessen, was wir jetzt so als die moderne Zeit bezeichnet sind, das ist nicht viel.

00:09:55: In der Zeit hat sich unser Gehirn nicht viel verändert über nur hundertseptzig Generationen.

00:10:01: Und das macht es manchmal heute für uns so schwierig mit diesen alten Mechanismus auf die neue Zeit zu reagieren.

00:10:09: Ich finde das ganz spannend, was du gerade beschrieben hast.

00:10:11: Also was bei mir ankam ist, dass unser Gehirn grundlegend eher darauf programmiert ist, Dinge zu erkennen, wo wir potenziell Schaden nehmen könnten und sich eben darauf zu fokussieren und weniger auf ganz wunderbare Dinge, die uns heute denn so passieren könnten.

00:10:27: Ist das richtig?

00:10:28: Ja, genau.

00:10:29: Also letztlich ist unser Gehirn dafür gebaut, unser Überleben zu sichern.

00:10:34: Von wohlbefinden ist da leider nie die Rede gewesen, sondern von überleden.

00:10:39: Und so viele Dinge, die heute auf uns einprasseln, erscheinen aber bedrohlich und dringlich und relevant und dabei vermischen sich so viele Sachen, also dass wir zum Beispiel sehr stark emotional unter Dingen leiden und auch zu Recht Besorgnis entfalten über Dinge, auf die wir aber Konkret selber gar kein Einfluss haben.

00:11:00: Das ist ja in der Menschheitsgeschichte noch relativ frisch, dass das so überhaupt geht.

00:11:05: Dass wir über Dinge uns Gedanken machen können, die sich nicht direkt vor unserer Haustür abspielen, wo wir keinen Zugriff drauf haben.

00:11:12: Das ist eine komplexe Aufgabe für unser Gehirn.

00:11:16: Und ich glaube, dass es viele Menschen gibt, denen es damit nicht gut geht, das sehen wir, das sehen wir an allen Statistiken.

00:11:22: Dass ich vielleicht auch ein bisschen an dem Zuwachs meines eigenen Psychologie-Podcasts, vielen Menschen geht es nicht ganz gut, viele Menschen fühlen sich gestresst, belastet und alles andere ist zuversichtlich, weil wir den ganzen Tag beballert werden mit sehr schlechten Nachrichten.

00:11:39: Ich fand das ganz spannend, ich habe so eine Geschichte mal gehört, da ging es darum, Qualitiert letztlich, was du gerade sagst, dass wir als Mensch gar nicht dafür gemacht sind, mehr zu erfahren, als was denn ursprünglich mal gedacht war rund um, ich sag jetzt mal so einen fünf oder zehn Kilometer Radius um dein Camp, als du noch vor Hundert-Siebzig Generationen zusammengelebt hast.

00:12:01: Also da war es für dich vielleicht noch relevant.

00:12:04: Wie schaut es gerade mit dem Wildwechsel in meiner Region aus?

00:12:07: und gibt es irgendetwas ganz Grundlegendes, was vielleicht noch von einem anderen Stamm wichtig ist für unseren Stamm, damit wir unser Überleben sichern können, aber sicherlich nichts was über diesen Radius von X Kilometern hinausging, was aber ja gar nicht mehr vergleichbar ist, wenn wir uns heute täglich damit konfrontieren oder konfrontiert werden.

00:12:25: Was passiert?

00:12:26: Hundert, dreihundert, fünfhundert, tausend, tausend, fünfhundert Kilometer um uns herum.

00:12:31: Richtig?

00:12:32: Ja, genau das.

00:12:33: Und dieses Gefühl, also die ganze Zeit auch schlechten Nachrichten ausgesetzt zu sein, ein Katastrophenszenario nach dem anderen präsentiert zu bekommen, was sich alles irgendwie so bedrohlich abspielt und wo man aber gleichzeitig keine Handhabe hat, das macht aus psychologischer Sicht ein Gefühl, nämlich Ohnmacht und Hilflosigkeit.

00:12:53: Und das wiederum ist der Nährboden überhaupt für depressive Stimmungslagen.

00:12:58: Das wissen wir aus der Forschung.

00:13:00: Ein großer psychologischer Geist war Martin Siligmann, der das beforst hat und der erklärt die Entstehung von Depression unter anderem durch Gefühle von Ohnmacht und Hilflosigkeit.

00:13:11: Er nennt das gelernte Hilflosigkeit und ich glaube schon, dass die heutigen Zeiten Ja, herausfordernd sind und dass viele Menschen sich tatsächlich ohnmächtig und hilflos fühlen, wenn sie rausschauen in die Welt und merken, was kann ich eigentlich da machen?

00:13:27: Und ein Gegengift dazu wäre sozusagen in meinen Augen Zuversicht.

00:13:31: Zuversicht ist eine andere Antwort auf Ungewissheit.

00:13:35: Das ist eine andere Antwort an Stadtkontrollverlust.

00:13:40: Es ist eine Haltung.

00:13:42: die zupackend ist, die positiv ist und die sagt und ich gehe trotzdem in diese Zukunft und werde nicht passiv, werde nicht ohnmächtig und hilflos, sondern ich tue was und ich traue mir auch was zu.

00:13:55: Jetzt wäre ja, und du weißt es tausendmal besser als ich, weil du ausgebildet Therapeutin bist, aber wäre meine Hypothese die?

00:14:02: Naja, also wenn sich jetzt eine Person erst mal viel zu lange in einer nicht existierenden Zuversicht geübt hat.

00:14:07: Also quasi extrem negativ ins Leben schaut, könnte ich mir vorstellen, es könnte Sinn machen, diese Person erstmal wieder auf so eine Art Basislevel zu bringen.

00:14:15: Also im Sinne von, wir helfen dir jetzt erstmal wieder neutral zu werden und danach helfen wir dir so dein erstes Zuversichtspflänzchen quasi zu übermitteln, sodass du dich nach und nach darin trainieren darfst.

00:14:27: Also wenn dem so ist, Für uns doch da bitte mal durch, wie du zu jemanden sprechen würdest in deiner Praxis, der vielleicht erstmal reinkommt und zu dir sagt, liebe Franca, geht mir nicht gut.

00:14:39: Das macht was mit mir.

00:14:40: Politische Situation, Inflation, innere Sicherheit, whatever.

00:14:45: Aber gleichzeitig habe ich das Gefühl, ich muss ja informiert sein.

00:14:48: Ist ja total wichtig als mündiger Bürger.

00:14:50: Ich muss ja informiert sein.

00:14:51: Ich muss ja wissen, was los ist.

00:14:52: Aber irgendwie merke ich, das schadet mir langsam und vielleicht auch meinem Umfeld.

00:14:56: Wie gehst du davor?

00:14:58: Also ganz pragmatisch und vielleicht klingt das eine oder andere da auch wirklich banal oder wie keine große Neuigkeit hätte man sich auch denken können.

00:15:06: Aber die Kraft liegt eben darin, das tatsächlich auch zu tun.

00:15:09: Also wenn man merkt, dass man angesichts der vielen Nachrichten immer mehr Hoffnungslosigkeit, immer mehr Resignation empfindet, dann würde ich den Nachrichtenkonsum beschränken.

00:15:19: Das heißt, ich würde mich auf wenige Kanäle... fokussieren und nur auf wenige Uhrzeiten am Tag.

00:15:25: So ein bisschen so wie das bei unseren Eltern und Großeltern war, so abends, zwanzig Uhr, einmal die Nachrichten gucken bis zwanzig Uhr, fünfzehn.

00:15:32: Und dann ist auch gut, weil die Wahrheit ist ja, dass viele von uns aktuell rund um die Uhr mit Nachrichten konfrontiert werden.

00:15:41: Ich würde alle Arten von Nachrichtigungen auf dem Handy ausmachen, sodass man Nachrichten auch wirklich nur bekommt, wenn man sie gezielt aufsucht.

00:15:49: Also ich würde das in jeder Hinsicht versuchen zu beschneiden, so damit mein Gehirn nicht konstant geflutet wird.

00:15:57: Und dann würde ich auf der anderen Seite Achtsamkeit üben.

00:16:00: Achtsamkeit bedeutet ja genau das, dass man seine Sinne, also sein Sehen, sein Hören, sein Riechen, sein Schmecken und den Tastzin mit Dingen beschäftigt, die hier und jetzt gerade sind.

00:16:13: Weil ganz viele Menschen, Neigen dazu, auch aufgrund der digitalen Verfügbarkeit von Informationen, im Grunde wie in so einer Art versetzten Bild- und Tonspur zu leben.

00:16:23: Es ist so, wie wenn du bei YouTube ein Video gucken willst und dann startet die Tonspur nicht richtig mit und man sieht, wie die Gesichter und die Münder sich bewegen, aber der Ton kommt nicht hinterher.

00:16:32: Das ist ultra nervig eigentlich und so ein Video würden wir nicht gucken.

00:16:36: Was wir aber in unserem Kopf die ganze Zeit machen, ist im Grunde so ähnlich.

00:16:40: Wir sind zwar hier körperlich anwesend, aber unsere Gedanken sind da und dort.

00:16:45: Unsere Gedanken fliegen, unsere Gedanken sind in anderen Welten.

00:16:48: Unsere Gedanken sind bei den Konfliktgesprächen übermorgen und bei Putin und Trump und beim Plastik in den Weltmeeren.

00:16:57: Und ich sag nicht, dass diese Gedanken keine Berechtigung haben.

00:17:00: Aber wenn wir überwiegend mit unseren Gedanken da und dort sind und nicht hier und jetzt.

00:17:05: Und überwiegend in belastenden Szenarien, obwohl hier und jetzt in unserer realen Umgebung eigentlich alles okay ist, dann wird das zum Problem.

00:17:14: Und das erstmal mitzubekommen ist Bestandteil von Achtsamkeit.

00:17:17: Also mitzubekommen, worüber denke ich eigentlich gerade nach, wo bin ich gerade gedanklich?

00:17:23: Und das liebevoll einzufangen, liebevoll wieder auf das zu richten, was jetzt und hier in meinem Leben, in meinem direkten Unfeld gerade aktuell ist.

00:17:32: Das kann schon mal sehr hilfreich sein.

00:17:34: Klingt aber gleichzeitig einfacher, als es teilweise ist.

00:17:37: Das gebe ich zu.

00:17:38: Das heißt, wir sind jetzt an dem Punkt, dass wir verstanden haben, okay, wir haben ein Problem.

00:17:44: Das haben wir erkannt.

00:17:45: Einfach auch vor dem Hintergrund, dass wir vielleicht merken, dass uns zu viele Nachrichten schaden.

00:17:49: Eine erste Handlungsmöglichkeit wäre, die Nachrichtenkonsum einzuschränken und uns bewusster in achtsamem Leben zu üben.

00:17:58: Jetzt gilt es.

00:17:59: noch die Zuversicht mit einzubringen.

00:18:02: oder ist es so, dass Zuversicht nahezu schon eine Art By-Product von einem achtsamen Leben ist?

00:18:09: Nee, ich glaube, da kommt tatsächlich vielleicht noch ein bisschen was dazu.

00:18:12: und das ist ein anderes wichtiges psychologisches Konzept.

00:18:14: Das geht auf Bandura zurück und das ist die sogenannte Selbstwirksamkeit.

00:18:19: Also wir haben ja gerade schon festgehalten, dass Hilflosigkeit und Resignation Depressionen zum Beispiel befördert.

00:18:27: Und ein Nährboden ist für ganz viel Passivität und resignative Stimmungslage.

00:18:32: Und das Gegengewicht stellt selbst Wirksamkeit dar und Achtsamkeit im Hier und Jetzt.

00:18:38: Das heißt, ich muss mir irgendwie Dinge suchen, die mir die Erfahrung ermöglichen, dass ich nicht passiv bin, dass ich nicht hilflos bin.

00:18:46: dass meine Taten einen Effekt haben, dass ich etwas bewirke, dass ich etwas ausrechte.

00:18:51: Das Dinge, die ich tue, funktionieren und einen positiven Effekt erzielen.

00:18:55: Aber diese Möglichkeit muss ich mir natürlich auch erst mal geben.

00:18:58: Und das können ganz kleine Sachen sein am Anfang.

00:19:01: Also, dass ich mich kreativ betätige und hinterher ein schönes Ergebnis habe oder dass ich ein paar Blumensamen in einen Topf werfe und sehe, da wächst was.

00:19:10: Auch das klingt ganz banal, aber man muss sich Dinge suchen.

00:19:14: von denen man auch ein Ergebnis sieht, wo man merkt, ich kann was und ich bin nicht hilflos.

00:19:21: Auch wenn das jetzt keinen direkten Einfluss auf die Dinge hat, die mich sorgen lassen oder die mich Angst fühlen lassen.

00:19:28: Absolut.

00:19:29: Also die Dinge, die dich Angst fühlen lassen, auf die wirst du ja weiterhin auch keinen Einfluss haben.

00:19:34: Das Schlimme, was davon ausgeht, ist, dass diese Hilflosigkeit und auch diese reale Ohnmacht, wir alle haben nicht in der Hand, was Weltmächte entscheiden.

00:19:43: Darauf habe ich keinen Einfluss.

00:19:45: Wenn ich diese Hilflosigkeit aber durchsickern lasse und zu so einem Pessimismus werden lasse, der mich innerlich so zutiefst erfasst, legt sich das ja über mein ganzes Leben.

00:19:54: Also es ist wichtig, dass ich meine Aufmerksamkeit auf das fokussiere und auf das richte, wo ich mich wirksam fühle, wo ich sehr wohl was kann, wo ich sehr wohl was ausrichten kann.

00:20:04: und auch wenn ich nicht die Weltmächte beeinflussen kann.

00:20:07: Kann ich zum Beispiel meinem nahezu neunzigjährigen, retraumatisierten und ängstlichen Vater einen Kaffee kochen, mich mit ihm hinsetzen und mit ihm einen schönen Tag haben und ihm zum Beispiel seine Angst nehmen angesichts der Weltpolitik.

00:20:23: Ich kann mit meinen Kindern einen Tag draußen im Wald verbringen und ihnen zeigen, dass die Welt trotzdem ein guter Ort ist und ein schöner Ort.

00:20:31: Das sind die Dinge, die ich machen kann.

00:20:33: Und damit fühle ich mich wirksam.

00:20:37: Verstehe ich richtig, dass diese Selbstwirksamkeit dann als positiven Rückkopplungseffekt eben das mit sich bringen würde, dass es mir helfen würde, aus dieser ansatzweise deprimierten oder kraftlosen und hofflososen Stimmung herauszukommen.

00:20:52: Genau, also die Theorie sagt eben und auch mein... psychotherapeutisches erleben, sagt das, dass Menschen mit einer guten Wirksamkeitserwartung, also Menschen, die sich als grundsätzlich wirksam erleben, natürlich deshalb zuversichtlicher sind, weil sie ja die Erfahrung gemacht haben, dass sie positive Veränderungen bewirken können, auch dass sie Schwierigkeiten überwinden können, dass sie Herausforderungen begegnen können.

00:21:15: Also jeder Mensch, der sich im Großen und Ganzen selbst wirksam fühlt, ist viel besser gewappnet.

00:21:22: sich nicht passiv zurückfallen zu lassen und Dinge geschehen zu lassen, vor allen Dingen auch an den Stellen, wo er was tun könnte.

00:21:31: Das ist ja die große Gefahr bei Menschen, die alle Zuversicht verloren haben, dass sie auch nicht mehr sich an Stellen bewegen, wo sie sehr wohl etwas ausrichten könnten.

00:21:39: Und das ist die Gefahr, die ich aktuell auch sehe.

00:21:42: Also das kann man Politikverdrossenheit nennen.

00:21:45: oder wir beobachten, dass immer mehr Menschen auch das Vertrauen in die Demokratie verlieren, weil sie denken, was sagt schon meine eine Stimme, was soll die schon bewirken?

00:21:53: Das ist eine gefährliche Haltung.

00:21:55: Selbst Wirksamkeit zu üben an allen Stellen, wo man sie hat, finde ich deshalb so wichtig und deshalb auch eine Voraussetzung für Zuversicht.

00:22:05: Mindful Moment.

00:22:09: Mit der Menge an Nachrichten und Tragödien in der Welt und um uns herum ist es gar nicht so schwer, die Zuversicht zu verlieren.

00:22:17: Ein Glück, dass Franka uns gerade verraten hat, wie wir unseren inneren Zuversichtsmuskel ganz gezielt stärken können.

00:22:24: Nämlich durch das Erleben unserer eigenen Wirksamkeit.

00:22:28: Wenn wir uns unmächtig fühlen, kann die Beste und vielleicht auch einfachste Medizin sein, ins Tun zu kommen.

00:22:35: Und wenn es nur eine ganz kleine Handlung ist.

00:22:38: Diese Fragen können deine Gedanken und deinen Fokus schon einmal in Richtung Selbstwirksamkeit ausrichten.

00:22:45: Frage dich beispielsweise.

00:22:49: Welche kleinen Dinge kann ich heute tun, die im Bereich meiner Kontrolle liegen?

00:22:57: Wie spüre ich diese Selbstwirksamkeit körperlich oder auch emotional?

00:23:07: Welche Minierfolge kann ich heute feiern, um meinen Zuversichtsmuskel zu stärken?

00:23:14: Und wenn du dich das nächste Mal so richtig ohnmächtig fühlst, nutze deine unendlichen kreativen Fähigkeiten.

00:23:21: statt für Katastrophen und Worst Case-Szenarien doch einfach mal für ein Best Case-Szenario.

00:23:35: Was zwei interessante Dinge noch genannt, auf die ich gerne nochmal eingehen würde.

00:23:39: Und zwar, das eine ist der Punkt mit den selbst erfüllenden Prophezeiungen.

00:23:43: Also, du sagst es zu Beginn, dass gemäß meiner inneren Attitude, also wie mein Weltbild ist, aber vielleicht auch wie mein Selbstbild ist, dass das eine Auswirkung darauf hat, welche Erfahrungen ich in der Zukunft machen werde.

00:23:59: Ja.

00:24:00: Warum?

00:24:01: Also ganz viele Leute verknüpfen das, keine Ahnung, mit irgendwelchen Wünschen ans Universum oder irgendwelchen esoterischen Ideen, denen hängt ich persönlich natürlich als Psychotherapeutin nicht an, sondern man kann das ganz pragmatisch betrachten.

00:24:14: Jemand, der für möglich hält, das etwas klappen, könnte, ist ja schon mal statistisch gesehen, bereiter es darauf ankommen zu lassen.

00:24:23: Und jeder Mensch, der bereit ist, es darauf ankommen zu lassen, erhöht dadurch die Wahrscheinlichkeit, dass es auch tatsächlich positiv sich ausgeht.

00:24:33: Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten, wie sich selbst erfüllende Prophezeiungen funktionieren, also im positiven Sinne.

00:24:40: Wenn ich zum Beispiel Ziele habe, und halt es für möglich.

00:24:44: Ich bin selbst wirksam, ich bin zuversichtlich, ich halte für möglich, dass ich diese Ziele erreichen kann.

00:24:49: Dann spreche ich vielleicht auch darüber.

00:24:51: Dann traue ich mich, das offen zu machen.

00:24:53: Dann spreche ich mit den richtigen Leuten, die mir wohl gesonnen sind, die wiederum das begünstigen, dass ich tatsächlich dann dieses Ziel erreichen werde.

00:25:03: Außerdem mache ich mich ja gedanklich vielleicht auch vertraut mit dem Weg, denn es braucht, um dahin zu gehen.

00:25:07: Zuversicht ist ja auch was anderes als... hoffen und beten.

00:25:11: Zuversichtlich auf Dinge zuzugehen ist auch was anderes als die sich zu wünschen beim Universum, sondern zuversichtlich bedeutet, naja, angesichts der Fähigkeiten, der Kompetenzen, der Skills und all dem, was ich so mitbringe, schätze ich schon, dass ich das erreichen kann und das bedeutet, dass man sich konkret vielleicht auch mit dem Weg auseinandersetzt.

00:25:29: Was ist dann der nächste Schritt?

00:25:30: Ich probiere das mal, also es macht einen einfach insgesamt mutiger.

00:25:34: Und dem mutigen gehört die Welt.

00:25:36: Wer es versucht?

00:25:38: Der hat auf jeden Fall die Chance, dass es klappt.

00:25:41: Jetzt ist es ja so, korrigier mich, wenn ich falsch lieg.

00:25:44: Das hört sich ja von der Theorie extrem gut und nachvollziehbar an.

00:25:48: Gleichzeitig wäre meine Hypothese, dass viele Menschen dazu tendieren, ihr individuelles Schicksal oder ihre Vergangenheit als so individuell besonders und vielleicht auch herausfordernd schwierig zu betrachten, dass sie sagen, naja klar, du hast ja leicht reden oder ich kann mir auch gut vorstellen.

00:26:06: dass Person X oder Person Y das sehr gut kann.

00:26:09: Aber Franka Schaum bei mir ist ja folgendes vorgefallen.

00:26:13: Erst mal grundsätzlich die Frage, ist diese Tendenz, diese Hypothese, dass ein Großteil der Menschen so eine Sichtweise in sich trägt, bestätigt sich das mit einer praktischen Erfahrung?

00:26:23: Also dass ganz viele Menschen so eine Art limitierendes Glaubenssystem haben, ihrer eigenen Person gegenüber, das beobachte ich natürlich extrem viel in der Praxis.

00:26:33: Ohne dass ihnen auch nur bewusst ist, dass sie Dinge für sich selber von vornherein ausschließen.

00:26:38: Warum auch immer?

00:26:39: Also aufgrund biografischer Prägung oder Herkunft oder so, wo es streng genommen keinen Anhaltspunkt dafür gibt.

00:26:45: Warum sollte das nicht möglich sein?

00:26:48: Oder aufgrund potenzieller Erfahrungen in ihrer Vergangenheit, die sich einfach auch noch mal so schlecht auf ihr Gedeihen ausgewirkt haben, dass sie sagen, Puh.

00:26:58: Also ich meine, das wäre auch noch mal ein weiterer Faktor.

00:27:01: Genau, wir nennen das kognitive Verzerrungen, also wenn Menschen zum Beispiel so Videos gerade beschrieben hast in dieser Art und Weise übergeneralisieren, also dass sie denken, wenn ich einmal ein Misserfolg hatte, bedeutet das, dass ich nie Erfolg haben werde.

00:27:13: Oder wenn mir einmal was Schlechtes passiert ist, bedeutet das, dass in diesem Kontext immer alles schlecht laufen wird.

00:27:19: Das sind kognitive Verzerrungen, die Menschen dann davon abhalten, zum Beispiel Dinge nochmal zu versuchen.

00:27:25: Ich möchte das nicht romantisieren.

00:27:26: Ich möchte jetzt das auch nicht so darstellen lassen, so nach dem Motto, jeder kann alles erreichen.

00:27:31: Man muss sich das nur vornehmen und dann klappt das.

00:27:33: So ist das nicht.

00:27:34: Und natürlich gibt es auch reale Hindernungsgründe für Menschen, die es sicherlich schwieriger haben, angesichts ihrer Ausgangssituation irgendwie hinzukommen, wo sie sich hinträumen würden oder so.

00:27:46: Aber trotzdem zeigt die Forschung, dass Wir als Menschen, ob wir das wollen oder nicht, selbst erfüllende Prophezeilungen produzieren am laufenden Band, ein negatives Beispiel wäre z.B.

00:27:57: Allversucht.

00:27:59: Also Allversucht ist ja das Bemühen.

00:28:01: Ein Verlassen werden zu verhindern, aber was wir dadurch tun, um das Verlassen werden zu verhindern, ist, dass wir vielleicht angespannt sind, kontrollierend, dass wir spitze Kommentare machen, dass wir vielleicht die andere Person einengen oder überwachen oder sowas.

00:28:17: Und das wiederum trägt genau dazu bei, dass sich unsere Befürchtung mit einer höheren Wahrscheinlichkeit einstellt.

00:28:24: Solche Kreisläufe sind Menschen manchmal nicht bewusst und da einfach so ein bisschen Aufmerksam dafür zu werden, halte ich auf jeden Fall für eine gute Idee.

00:28:34: Wenn ich so eine Aufmerksamkeit für mich entwickelt habe und mir gleichzeitig auch wünsche, an so eine Art Umkehrpunkt von dir geleitet zu werden.

00:28:44: Umkehrpunkt im Sinne von... Ich bin bereit, mein eigenes Denken fühlen und handeln durchaus nochmal zu Challengen und mich nochmal neu auszurichten.

00:28:52: Wenn du mir denn dabei hilfst, und jetzt kämen dann ja quasi die individuellen Themen, und wenn so ein klassisches individuelles Thema, ich beziehe das jetzt einfach mal auf mich, vielleicht das wäre, dass du eine hohe Zahl negative Erfahrungen gesammelt hast, in der dir Lehrer oder andere Autoritätspersonen immer wieder gespiegelt haben.

00:29:13: Bei dir wird es wahrscheinlich sehr herausfordernd, dass man mehr aus dir wird.

00:29:17: Aber wenn jemand zu dir kommt, der einfach so viele negative emotionale Themen gesammelt hat in seinem Leben, gleichzeitig aber auch den Wunsch in sich trägt, wirklich gerne was verändern zu wollen, aber immer wieder an sich selbst scheitert.

00:29:31: Wie kann diese Person damit anfangen, sowohl auf einer Denk-Ebene, du hast gesagt, unser Denken ist verzerrt, aber vielleicht auch auf einer Gefühlebene.

00:29:41: wieder mehr bei sich aufzuräumen und wieder mehr in diesem neutralen Zustand zu kommen, auf den er dann aufsetzen kann, um dann positiv weiterzuschreiten.

00:29:49: Also ich als kognitive Verhaltenstherapeutin fang tatsächlich häufig mit den Kognitionen an.

00:29:54: Und wenn, so wie du Kai gerade sagst, mir haben Lehrer im Grunde Gewalt sagt, ja, Vori Kai.

00:30:01: Da wird vielleicht nichts draus.

00:30:02: Dann hat dir, wenn man so will, das Leben oder deine Lehrerinnen und Lehrer diese Brille aufgesetzt.

00:30:09: Und du guckst sozusagen durch diese Brille auf dein Leben und findest wahrscheinlich unendlich viele Beweise, in denen du gescheitert bist, wo du versagt hast, wo etwas nicht funktioniert hat, denn du bist sozusagen darauf kalibriert, in Anführungsstrichen diese Wahrheit über dich zu sehen und dir selber immer wieder zu beweisen.

00:30:29: Wir tendieren leider dazu, wenn wir Glaubenssätze einmal wirklich verinnerlicht haben, Alles, was diese Glaubenssätze zu bestätigen scheint, stark zu verarbeiten, stark zu verinnerlichen und diese Beweise immer wieder den Glaubenssatz verstärken zu lassen.

00:30:47: und alles, was eigentlich dagegen sprechen würde, wo wir ein Erfolg hatten, wo wir gut waren, wo wir ein eindeutiges Talent haben, Das schreddert unser Geist.

00:30:57: Das nimmt er nicht zur Kenntnis.

00:30:59: Und deshalb ist die Idee, als Kognitive Faltenstherapeutin versucht mal bewusst eine neue Brille aufzusetzen und Gegenbeweise zu suchen.

00:31:08: Sucht die Momente.

00:31:09: Sucht die Inseln.

00:31:10: Sucht die Ausnahmen.

00:31:12: Sucht die Momente, wo du stolz warst, wo was geklappt hat, wo du denkst, oh, das kann ich vielleicht

00:31:18: ganz

00:31:18: gut.

00:31:20: Pirscht dich mal vorsichtig dran.

00:31:22: Und versuch mal, aktiv Gegenbeweise zu finden gegen das, was dir beigebracht wurde, über dich zu glauben.

00:31:30: Und feier auch deine kleinen Erfolge.

00:31:32: Und da kommt dann auch der Effekt ins Spiel, also die Emotion.

00:31:36: Lass das dann auch mal sacken, wenn was gut funktioniert.

00:31:38: Weil Menschen mit Glaubenssätzen, wie du es gerade exemplarisch vorgestellt hast, neigen zum Beispiel dazu, auch nicht richtig stolz auf sich sein zu können oder zufrieden sein zu können.

00:31:49: Also selbst die Momente, die sie hätten.

00:31:51: wo sie einfach auch mal zufrieden sein könnten, wo sie selbstbewusst dann draus ziehen könnten.

00:31:55: Ihrem eigenen Schema gemäß und der Brille gemäß, die sie aufgesetzt bekommen haben, tun sie das ab und sagen, ja, das ist doch selbstverständlich.

00:32:03: Das hätte doch jeder gekonnt.

00:32:04: Ja, das ist doch normal.

00:32:06: Das heißt, wir gehen teilweise mit uns selber wahnsinnig unfair um, wir verarbeiten unfair und das muss man alles erst mal realisieren und da kann man gut ansetzen.

00:32:16: um das nur noch mal praktisch abzurunden.

00:32:19: Ja, also ich habe gerade zwei Dinge mitgenommen, das eine ist sich darüber bewusst zu werden, in welchen Bereichen man doch tatsächlich gute Ergebnisse erfahren hat, produziert hat, ist das eine.

00:32:30: und der andere Punkt ist der sich tatsächlich auch vielleicht nochmal seine Stärken bewusst zu werden und eben diese Momente auch zu feiern.

00:32:38: Jetzt würde ich gerne mal von dir wissen, sind das also dieses, ich werde mir über Erfolge in meiner Vergangenheit bewusst oder auch über den Tag hinweg.

00:32:47: Man macht das Sinn, sich so was aufzuschreiben, um sich das nochmal zu verdeutlichen, reicht das, wenn ich das einfach nur kurz durchdenke, zu welchen Tages- oder Abendzeiten macht, so was Sinn.

00:32:56: Wir nehmen uns da nochmal ein bisschen in die praktische Umsetzung mit, sei so lieb.

00:32:59: Ja, gerne.

00:33:00: Also, da sind Menschen ja verschieden.

00:33:02: Viele Leute haben das gerne zum Beispiel so ein Freudetagebuch zu führen, wo auch so Erfolgsmomente reinkönnen.

00:33:10: Und gerade auch in dunklen Momenten, oder wenn man wieder mal gar nicht im Zugriff hat, was man eigentlich für ein toller Mensch ist, dann ist ein Freudetagebuch, wenn man das regelmäßig führt, wirklich ein toller Quell, weil einem dann sozusagen, das frühere ich, das so nett war, das auch mal hinzuschreiben.

00:33:24: wirklich auch in der eigenen Handschrift vor Augen führt.

00:33:27: So, hey, wie du jetzt gerade denkst, das ist verzerrt, das stimmt nicht.

00:33:32: Also Tagebücher können kraftvoll sein.

00:33:34: Viele meiner Patientinnen und Patienten mögen aber auch gerne Fotos.

00:33:37: Also die machen Fotos, so in ihrem Telefon kann man das ja immer so ein bisschen sich sortieren lassen.

00:33:42: Und dann haben sie da schöne Momente, wo sie abends vor dem Einschlafen zum Beispiel durchscrollen.

00:33:49: Und einfach darüber auch noch mal in so einen positiven Zustand kommen und in so eine schöne Lebensbetrachtung.

00:33:54: Also das ist ja dann eine Betrachtung der guten Momente, der Momente, wo man sich wohlgefühlt hat.

00:34:00: Also da kann man verschiedene Wege wählen, wie man sich das vor Augen führen kann.

00:34:05: Man kann das auch stark... Also wer dafür empfänglich ist und gut darin ist, sich visuell die Sachen nochmal sehr bildhaft vorzustellen, wie so ein lebendiges Kopfkino und dabei zum Beispiel an einer guten Handcreme schnuppert oder so, kann das nutzen, um dann über den Duft der Handcreme wieder in diese positive Emotionalität zu kommen.

00:34:30: Also da gibt es mehrere Wege, wie man das in sich festigen kann.

00:34:34: Ich spür gerade den Duft der Handcreme.

00:34:38: Also tatsächlich, das ist eine reale Geschichte.

00:34:40: Tatsächlich haben mehrere von meinen Patientinnen in dem Fall die Handcreme, die ich während der Therapie häufig benutze, sich auch gekauft, weil sie gesagt haben, sie empfinden irgendwie mein Therapieraum und unsere Gespräche so als Safe Space und guten Ort.

00:34:56: und dann haben sie sich die Handcreme gekauft, um sich so ein Gefühl auch nach Hause zu holen.

00:35:01: Ich will jetzt keine Werbung für bestimmte Marken machen, aber es klappt ganz gut.

00:35:06: Aber ist toll.

00:35:08: Franka, du arbeitest ja als Psychotherapeutin.

00:35:10: Jetzt pass auf dich bewogen, Podcast rauszubringen und dann auch noch im Buch drüber zu schreiben.

00:35:16: Also nimm es da mal mit auf deine Beweggründe.

00:35:20: Ja, gerne.

00:35:20: Also, was mich bewogen hat, waren tatsächlich Patientinnen und Patienten.

00:35:24: Ich habe vor allen Dingen als Gruppensychotherapeutin in meiner Praxis gearbeitet zu der Zeit und da haben meine Gruppenteilnehmer und Teilnehmerinnen gefragt, ob sie die Gruppentherapie-Sitzung nicht mal aufnehmen könnten, weil wir würden ja so viel besprechen und das ist manchmal so dicht und so viel und das würde man gerne nochmal nachhören.

00:35:43: Und das geht natürlich nicht aus Datenschutzgründen und so weiter, aber ich fand das Anliegen super nachvollziehbar.

00:35:50: Weil meine Patientinnen und Patienten machen sich in der Regel auch keine Notizen in den Sitzungen oder so und ich verstehe das.

00:35:55: Und dann habe ich gedacht, das könnte ich aber eigentlich für euch machen, dass ich mal so am Ende der Sitzung so das Wesentliche nochmal zusammenfasse oder euch irgendwie als Memo kurz drauf spreche.

00:36:06: Und das habe ich gemacht.

00:36:07: Also ich habe meinen Gruppenteilnehmerinnen die Sprachnachrichten.

00:36:10: geschickt.

00:36:11: Und das war aber mit der Zeit ein bisschen aufwendig.

00:36:13: Und dann habe ich gedacht, wirst du was?

00:36:15: Ich spreche das einmal noch mal so sortiert runter, so Teufelskreismodell der Angst oder irgendwie sowas.

00:36:21: Und dann lade ich das als Podcast durch.

00:36:23: Ich hatte keine Ahnung von nichts.

00:36:24: Ich habe das einfach in mein Handy gesprochen.

00:36:26: Keine Ahnung von Technik.

00:36:27: Auch kein Anspruch, weil ich war ja nur für meine Patientinnen und Patienten.

00:36:31: Dachte ich.

00:36:32: Und so hat das angefangen.

00:36:34: Und dann habe ich irgendwann gemerkt, ach.

00:36:36: Das hören aber jetzt deutlich mehr Leute, als ich eigentlich in der Praxis habe.

00:36:40: Und dann habe ich bemerkt, ach, das sind auch Kolleginnen und Kollegen.

00:36:42: Das ist ja interessant.

00:36:44: Und dann habe ich das Ganze irgendwann so ein bisschen professionellisiert, so mit Mikrofon und habe mich mal unter den Tisch gesetzt, damit die Tonqualität nicht so mies ist.

00:36:52: Und dann hat das irgendwie an Fahrt aufgenommen.

00:36:54: Und dann muss man ganz klar sagen, hat Corona und die ganzen Beschränkungen mir natürlich unglaublich in die Karten gespielt, weil Menschen zum einen Zeit hatten und zum anderen auch ein großes Bedürfnis, was über Psychologie zu erfahren oder sich ein bisschen zu wappnen in dieser schwierigen Zeit.

00:37:09: Ja, und dann hat das so seinen Lauf genommen.

00:37:12: Dann erschien der Podcast sehr regelmäßig irgendwann.

00:37:16: Ja, und jetzt mache ich das schon einige Jahre.

00:37:18: Ich glaube, jetzt müsste ich ehrlicherweise sagen, ich bin inzwischen mehr Podcasterin als Psychiotherapeutin.

00:37:24: Und erreichst damit natürlich mehr Menschen.

00:37:26: Vielmehr.

00:37:27: Es ist natürlich eine andere Intensität, aber trotzdem erreichst du damit natürlich mehr.

00:37:31: Genau.

00:37:31: Und was hat es mit dem Buch dann auf sich?

00:37:34: Ja, auch das Buch, da habe ich gedacht.

00:37:37: Das klingt vielleicht ein bisschen unbescheiden, aber ich glaube, ich habe das Buch geschrieben, das ich gerne gehabt hätte, als ich studiert habe und mich auf die Prüfungen vorbereitet habe.

00:37:47: Weil das, womit wir es hauptsächlich zu tun haben in Deutschland, wenn wir über psychische Erkrankungen sprechen, sind statistisch gesehen Angststörungen, Depression und Abhängigkeit.

00:37:57: Das sind die top drei psychischen Störungen.

00:38:00: Und das ist demgemäß auch das, womit wir es in der praktischen Arbeit, im Krankenhaus, in der Praxis wie auch immer als Psychologen zu tun haben.

00:38:07: Also habe ich gedacht, ich schreibe mal ein Buch über genau diese drei häufigsten Diagnosen, die auch noch untereinander häufig zusammenhängen.

00:38:14: Also Alkoholabhängigkeit und Angst hängt stark zusammen.

00:38:17: Depression und Angst hängt stark zusammen.

00:38:19: Also die drei, die treten häufig auch noch in so eine Wechselwirkung.

00:38:23: Ja, und dann habe ich dieses Buch geschrieben, weil ich dachte, Ich fasse das mal für meine Patientinnen und Patienten, aber auch für Studenten und Studentinnen und alle, die in diesem Kontext arbeiten, mal so zusammen, dass ich denke, das kann man vielleicht so ganz gut verstehen und es sind praktische Tipps drin und es sind Übungen drin und es sind Checklisten drin.

00:38:43: Ja, und das war so das, wo ich dachte, das könnte am hilfreichsten sein, wenn wir uns mal direkt auf die Top drei beziehen.

00:38:50: Hinsichtlich des Punktes rund um die Depression sagst du unter anderem, depressive Menschen leiden nicht nur an Gefühlen, sie leiden an verletzten Denken.

00:38:57: Ja, genau.

00:38:59: Also das ist das, was Sie eben schon angesprochen hatten.

00:39:02: Gerade bei Menschen mit Depressionen zeigt die Forschung ganz klar, dass sie unter depressiven Denken muss dann leiden.

00:39:11: Und mit depressiven Denken muss dann, meine ich, sowas, was wirklich charakteristisch ist.

00:39:15: Also die Weltsicht von Menschen mit Depression ist häufig eingeengt.

00:39:18: Das heißt, sie erwarten von der Zukunft nichts Gutes.

00:39:21: Da sind wir wieder beim Thema Zuversicht.

00:39:23: Sie halten von sich selber nichts und haben auch keine Hoffnung, dass es besser werden könnte.

00:39:28: Und gemäß dieser Brille, die Sie in dem Moment aufhaben, finden Sie auch immer wieder Beweise dafür, dass das stimmt.

00:39:34: Und da setzen wir eben kognitiv verhaltenstherapeutisch an, diese verzerrten Denkmuster aufzuspüren, zu hinterfragen und idealer Reise liebevoll zu verändern.

00:39:47: Und du sprichst immer wieder von Denkmustern.

00:39:49: Also wenn ich an Depressionen denke oder auch an Menschen denke, von denen ich weiß, dass Sie immer mal wieder in diesen Phasen sind, dann habe ich immer wieder das Gefühl, dass Sie... in einem ganz intensiven inneren Widerstand sind, zu bestimmten Situationen, oft auch häufiger widerkehrenden Situationen in bestimmten Lebensbereichen.

00:40:09: Und diese Widerstandshaltung, da ist auch so eine Handlungsebene für mich mit drin.

00:40:12: Trotzdem sprichst du davon, oder vielleicht auch gerade deswegen sprichst du davon, es gilt aber erstmal auf Verstandesebene auf Denkebene anzusetzen.

00:40:22: Und Verhalten.

00:40:23: Also meine korrekte Jobbezeichnung sozusagen ist ja kognitive Verhaltenstherapeutin.

00:40:28: Einfach aus der Überlegung heraus, dass sich Gefühle direkt ja so schwer beeinflussen lassen.

00:40:34: Also die Menschen kommen natürlich in die Praxis, weil sie sich schlecht fühlen.

00:40:39: Aber Gefühle haben keinen Schalter.

00:40:41: Ich habe kein direktes Werkzeug, um unmittelbar am Gefühl zu arbeiten.

00:40:45: Andere Therapieformen, z.B.

00:40:46: körpertherapeutische Verfahren oder musiktherapeutische Verfahren, die machen das anders, aber in einer Therapie, die vor allen Dingen gesprächslastig ist, gibt es keinen Hex-Hex, dass sich die Leute besser fühlen lassen kann.

00:40:59: Aber was ich kann, ist zu gucken, was kannst du an deinem Verhalten ändern?

00:41:04: Und was kannst du an deinem Denken ändern?

00:41:06: Und darüber... wird sich das Gefühl verändern.

00:41:10: Das heißt, wenn jemand schon in so einem depressiven Rückzug ist, sich ganz stark isoliert hat, sehr passiv geworden ist, Freutverlust erlebt, Motivationsverlust, Antriebsverarmung, das ganze Programm, dann besteht der erste Punkt manchmal darin, dass wir, obwohl die Person sich nicht danach fühlt, trotzdem nach Sachen gucken, die früher Spaß gemacht haben und die jetzt trotzdem zu tun.

00:41:35: Das ist rein verhaltenstherapeutisch.

00:41:37: Auf der Verhaltensebene tu es trotzdem und guck, was es mit dir macht.

00:41:43: Warte nicht in deinem abgedunkelten Raum, wo du vielleicht auch schon keine Ordnung mehr halten konntest, weil du so unmotiviert bist.

00:41:49: Warte nicht, dass deine Stimmung wieder irgendwann so ist, rauszugehen, sondern geh raus und guck, was es mit deinem Gefühl macht.

00:41:57: So rum ist der Weg.

00:41:58: Und das Kognitive ist eben, ja, je nachdem, welche Denkmuster dahinter liegen, da arbeiten wir natürlich auch die und gucken, wie sich das neue Denken auf die Stimmung auswirkt.

00:42:11: Wenn es heißt, wir scheitern niemals daran, wie die Dinge sind, sondern immer in unserer Haltung oder in unserer Denkweise über die Dinge.

00:42:17: Wie hilfst du Menschen denn, eine klare und weniger verzerrte Sicht auf bestimmte Situationen zu erlangen?

00:42:27: Und was sind denn aus deinem Alltag heraus, so die Häufigsten Themen mit den Menschen zu ihnen kommen.

00:42:35: Also die häufigsten Themen mit den Menschen kommen und das entspricht so ein bisschen der Statistik, sind halt Ängste und depressive Stimmungslagen.

00:42:45: Und daran zeigt sich im Grunde vieles, was wir jetzt schon besprochen haben.

00:42:49: Also bei Ängsten zum Beispiel.

00:42:51: Ängste sind ja ganz häufig irrational.

00:42:54: Also die Leute reagieren genau, wie du gesagt hast, nicht auf das, was tatsächlich ist.

00:42:58: sondern auf die Vorstellung davon, die sie sich von Dingen machen.

00:43:03: Sie reagieren auf das Kopfkino, dass sie um bestimmte Umstände herum entwickeln.

00:43:08: Und darauf reagieren sie stark emotional und auch auf der Verhaltensebene.

00:43:12: Und bei Ängsten z.B.

00:43:14: würde ich dann gucken, was ist denn real, die Befürchtung?

00:43:17: Wie wahrscheinlich ist das, dass das eintrifft?

00:43:19: Warum glaubst du, dass du das nicht bewältigen kannst?

00:43:22: oder wie wir das schon ganz eingangs zum Gespräch hatten.

00:43:24: Warum denkst du, dass du dir keine Enttäuschung zumuten kannst?

00:43:27: Warum musst du dich so stark vor Enttäuschung schützen oder?

00:43:31: Das ist natürlich immer sehr individuell verschieden, was dann bei den Menschen vor allen Dingen im Vordergrund steht und warum wir uns vor allen Dingen kümmern müssen.

00:43:41: Aber bei den meisten seelischen Skiflagen liegen da auch irrationale Gedanken.

00:43:49: Überbewertung, Übergeneralisierung, schwarz-weiß-denken und all solche Muster zugrunde.

00:43:55: Kannst du uns mal in eine konkrete Situation führen, wo du merkst, das sind immer wieder Themen, die mich in der Art und Weise triggern, dass ich mich selber innerlich zur Ordnung aufrufen muss?

00:44:05: Also, wir sind ja ein Jahr lang... Im Sabbatical gewesen, mein Mann und ich.

00:44:11: Wir haben ja zusammen die Praxis eher als Psychiater.

00:44:13: Ich bin Therapeutin und vor einem Jahr haben wir alle Brücken abgebrochen, die Praxis leer geräumt, unser Haus leer geräumt und sind in einen Van gezogen.

00:44:22: Und das war eine interessante Zeit, weil ich bemerkt habe, mit wie viel Unsicherheit und Ungewissheit ich natürlich wieder konfrontiert war.

00:44:29: Also nicht nur real, weil ich jetzt da meine Praxis aufgegeben habe und auch meine Kassenzulassung zurückgegeben habe und so.

00:44:36: Also es war ganz viel... in der Zukunft plötzlich unwägbar.

00:44:40: Und was ich aber auch so stark gemerkt habe und manchmal auch richtig ängstlich reagiert habe, war im Ausland ohne Sprachkenntnisse bestimmte Abläufe nicht zu kennen, nicht zu kapieren, wie funktioniert das hier, wie geht das mit der Fähre oder wie kommen wir mit dem Wellen irgendwo hin und so.

00:45:00: in dem ganzen letzten Jahr wieder mit so viel Ängsten und so viel Unsicherheiten konfrontiert, wie schon ganz, ganz lange davor nicht mehr.

00:45:07: Und das war interessant.

00:45:08: Also mich selber da zu beobachten und auch an mir selber mitzubekommen, reagiere ich jetzt mit einer ablehnenden Haltung und sage, nee, ich kann das nicht und das lassen wir jetzt und ich mache das nicht.

00:45:20: Oder rufe ich mich zur Ordnung, wie du gerade gesagt hast und sage, jetzt komm, jetzt bleiben wir mal ein bisschen cool, gucken wir uns das Problem mal von oben und von außen an.

00:45:29: Was ängstigt dich genau?

00:45:31: Was kann schlimmstenfalls passieren?

00:45:33: Was spricht dafür und was spricht dagegen, dass auch du diese Herausforderung bewältigst?

00:45:37: und so weiter?

00:45:38: Also ich hatte, muss ich sagen, das ganze Jahr über ein riesiges Übungsfeld.

00:45:42: Und das hört sich ja nach einer sehr analytischen Auseinandersetzung mit solchen Themen an.

00:45:47: Machst du das für dich dann im Kopf aus oder nimmst du tatsächlich auch ein Blatt Papier und ein Stift?

00:45:52: Also wohl als auch.

00:45:53: Und ich habe ja wie gesagt das Glück, dass ich ein Mann habe, der Psychiater ist.

00:45:56: Mit ihm kann ich super über solche Sachen reden.

00:45:59: Aber was du gerade sagst, hinschreiben, finde ich auch.

00:46:01: unfassbar hilfreich.

00:46:02: Also manchmal ist das schon so gut, wenn ich mir meine eigenen Gedanken, die sich in meinem Kopf gerade noch so logisch angefühlt haben, also im eigenen Kopf ist ja vieles überzeugend und dann schreibt man das hin und denkt kurz drüber nach und denkt sich, oh wow, also wenn mir das jetzt eine Freundin erzählt hätte, würde ich was ganz anderes darüber denken, wie interessant.

00:46:20: Also ich finde hinschreiben hilft total bei der Auseinandersetzung, bei der Reflexion, aber auch bei der Distanzierung.

00:46:26: Oder manchmal mache ich das auch, dass ich bestimmte Gedanken, so wie das schaffe ich mich, das kann oder so mir selber dann nochmal in Mickey-Maus-Stimme sage.

00:46:34: Oder dass ich mir überlege, hey, das, was ich jetzt gerade über mich selber gedacht habe, weil manchmal denke ich auch über mich selber sehr unfreundlich oder sehr abwertend, so wie die meisten Menschen, die sind in ihrem eigenen Kopf gar nicht nett zu sich, dann frage ich mich, würde ich mir das auf ein T-Shirt drucken lassen?

00:46:49: Wäre das ein Statement für das ich stehen würde?

00:46:51: So sehr, dass ich es mir sogar auf ein T-Shirt drucke.

00:46:54: Und dann fällt mir manchmal auf, nee, ganz bestimmt nicht.

00:46:56: Das ist richtig dumm, was ich jetzt gerade gedacht habe und unfair und nicht war.

00:47:01: Aber dafür braucht es manchmal so ein bisschen um die Ecke denken, damit man sich aus seinen eigenen Denken rauslösen kann.

00:47:09: Mein Full Moment.

00:47:13: Würde ich mir diesen Gedanken als Statement auf ein T-Shirt drucken?

00:47:17: Eine absolut geniale Frage, mit der Franka ungünstige Gedankenmuster für sich selbst aufdeckt.

00:47:23: Wenn es nicht auf einem T-Shirt stehen würde, darf der Gedanke weg.

00:47:27: Denn nicht die Dinge sind in der Regel wirklich problematisch für uns, sondern unsere Gedanken über die Dinge.

00:47:35: Im Unkehrschluss bedeutet das, dass wir mit unseren Gedanken sehr viel unseres Erlebens und unserer Gefühlswelt steuern können.

00:47:44: Und wenn es sich manchmal auch nicht so anfühlen mag, deine Gedanken, denen bist du nicht hilflos ausgeliefert.

00:47:51: Du kannst sie bemerken, steuern und sogar neu fokussieren.

00:47:55: Und was machst du mit einem ungünstigen Gedanken, der dir einfach so durchs Hirn blitzt und der sich so richtig blöd anfühlt?

00:48:03: Beispielsweise

00:48:04: das hier.

00:48:06: Schreibe den Gedanken erstmal auf und prüfe für dich, wie er sich anfühlt und ob er wirklich realistisch ist.

00:48:16: Reflektiere mal, was wäre, wenn eine gute Freundin oder ein guter Freund so etwas über sich selbst sagen würde?

00:48:23: Wie würdest du darauf reagieren?

00:48:24: Was würdest du sagen?

00:48:28: Lockere den Gedanken vielleicht sogar einmal, indem du ihn auf eine gewisse Art verfremdest, die du nicht mehr wirklich ernst nehmen kannst.

00:48:37: Sprich ihn beispielsweise mit einer hohen verzerrten Mickey-Maus-Stimme aus oder verzerre ihn innerlich anders, bis er seine Schwere für dich verloren hat.

00:48:52: Was hat Zuversicht mit Nein-Sagen zu tun?

00:48:55: Also, um zuversichtlich zu sein, muss man, glaube ich ... Zu ganz vielen Sachen gleichzeitig auch Nein sagen.

00:49:02: Also wenn man Nein sagen kann, bedeutet das auch, dass man Kapazität hat, Ja zu sagen, und zwar in die richtige Richtung.

00:49:09: Also um zuversichtlich zu sein.

00:49:11: Nicht überoptimistisch, aber eben auch nicht pessimistisch, sondern sagen wir mal hoffnungsvoll realistisch.

00:49:20: Muss man Unkontrollierbarkeit aushalten können?

00:49:24: Muss man auf die eigenen Kräfte vertrauen können?

00:49:27: muss man aber auch seine Energie beisammenhalten.

00:49:31: Und das sind alles Punkte, wo man auch mal Nein sagen muss.

00:49:33: Nein zu Bullshit, Nein zu zu viel Nachrichtenkonsum, Nein zu Leuten, die einen runterziehen, aber auch Nein zu den eigenen blöden Gedanken, die einem einreden wollen, dass das alles nichts bringt.

00:49:45: Also Nein sagen ist in meinen Augen eine der wichtigsten Kompetenzen, wenn wir über mentale Gesundheit sprechen und insofern hat es auch immer mit Zuversicht zu tun.

00:49:54: Wie kann ich das lernen?

00:49:56: dass ich da besser Nein sagen kann.

00:49:58: Darüber habe ich ein anderes Buch geschrieben.

00:50:00: Ein ganzes Buch.

00:50:03: Ja, Nein sagen ist ja eines meiner liebsten Themen überhaupt.

00:50:05: Da komme ich gerne auch nochmal wieder in den Podcast.

00:50:07: Da kann ich acht Stunden am Stück drüber reden.

00:50:10: Also wie man Nein sagen lernt, das ist natürlich viel, viel, viel mehr als nur ein paar Sätzchen auswendig lernen, die man dann mit klopfenem Herzchen vorträgt.

00:50:18: Und dann hat man Nein gesagt, sondern die Frage ist ja immer, warum fällt einem das denn schwer?

00:50:23: Und was befürchtet man?

00:50:24: gegen welches Image möchte man nicht verstoßen?

00:50:27: Fürchtet man Beschämung, wenn man Nein sagt, dass man dann als faul und nicht leistungsfähig gilt oder als nicht hilfsbereit oder unfreundlich?

00:50:34: Was hindert einen denn überhaupt am Nein?

00:50:37: War davon abgesehen, dass es auch da sicherlich eine evolutionspsychologische Komponente gibt und die meisten Menschen sehr stark auf kooperatives Verhalten sowieso gepolt sind, weil es ein Überlebensvorteil ist.

00:50:47: Wir alle sind gerne kooperativ und hilfsbereit, auch wenn der Blick in die Welt einem manchmal was anderes erzählen wird.

00:50:52: Also, da gibt es schon so ein paar Hürden, über die wir drüber müssen, um wirklich leicht Nein zu sagen.

00:50:58: Das fällt den meisten Menschen nicht ganz einfach.

00:51:03: Thema Nein sagen und Selbstsicherheit.

00:51:05: Wir haben im Vorfeld von Selbstwirksamkeit gesprochen.

00:51:08: Wir haben darüber gesprochen, dass, wenn ich damit beginne, meine Selbstwirksamkeit auszupregen, dass das durchaus auch was mit meinem Selbstvertrauen macht und damit eben auch mit meinem Blick in die Zukunft, also dass es mich tendenziell zuversichtlicher sein lässt.

00:51:23: Jetzt wäre meine Hypothese.

00:51:26: Je stärker ich in mir selbst ruhe, umso enger verbunden bin ich auch mit mir selbst, mit meinem Werten, mit dem, was sich für mich richtig oder eben auch falsch anfühlt und damit, ob es mir da auf dieser Basis eben auch eher gelingt, also klarer mich von Dingen zu distanzieren, von dem ich das Gefühl habe, die passen nicht zu mir oder sind nicht gut für mich.

00:51:50: Also einfacher Nein sagen kann.

00:51:52: Damit besteht ein gewisser Bezug zwischen Selbstwirksamkeit selbstwert und der Einfachheit im Nein sagen.

00:51:59: Gleichzeitig könnte ich mir vorstellen, dass wenn du weniger zuversichtlich bist, sich das gleichfalls auch mit einem etwas geringeren Ausmaß an Selbstwirksamkeiten damit auch Selbstvertrauen einhergehen könnte, was wieder dazu führen könnte, häufiger Ja zu sagen als Nein zu sagen.

00:52:19: Natürlich immer situationsbedingt, aber eben auch vor dem Hintergrund, dass Nein sagen, eben oftmals auch eine gewisse Selbstsicherheit braucht.

00:52:27: Also ja, du hast super viele super wichtige Aspekte angesprochen, die da ineinander greifen.

00:52:34: müssen.

00:52:34: und du hast völlig recht also wenn wir sagen zuversicht ist eine kraftvolle lebendige und auf selbst bewusst sein selbst wertgefühl und selbst wirksamkeitsbasierende haltung mit der ich in eine unbekannte zukunft gehe aber einfach mal davon ausgeht ich werde das schon wuppen.

00:52:51: das gegenteil davon ist resignation und passivität.

00:52:55: und Ja, es ist schon genauso wie du sagst.

00:52:57: Also Menschen, die passiv sind, die resigniert sind, die tief ohne Macht und tiefe Hilflosigkeit erleben, das sind nicht die Menschen, die Nein sagen.

00:53:05: Sondern das sind die Menschen, die alles über sich ergehen lassen, die ihre Grenzen nicht schützen, weil sie aufgegeben haben.

00:53:12: Die haben keinen Selbstwertgefühl mehr, die haben vielleicht auch keinen Gefühl mehr für ihre Werte, auch keinen Gefühl für ihre Grenzen.

00:53:19: Und das sind die Leute, die nicht gut nein sagen.

00:53:21: Das geht ein bisschen Hand in Hand.

00:53:24: Während die Leute, die du auf der anderen Seite jetzt charakterisiert und skizziert hast, die selbstbewusst sind, die wissen, was sind meine Werte, die aber auch wissen, was sind meine Bedürfnisse und so weiter, je besser du das.

00:53:34: Weißt, dass du selbstverständlicher kommt dir das auch vor, dafür einzutreten.

00:53:41: Nein sagen ist ja nichts Kaltes oder Boshaftes, so wie viele Leute das verstehen.

00:53:46: Nein ist ja nicht so was wie eine kalte Wand, an der andere Menschen abtropfen, sondern nicht verstehen.

00:53:51: Nein eigentlich eher wie so ein kleines Gartenzäunchen.

00:53:53: Wenn du weißt, dass hier ist mein Obstgarten, das sind meine Kirschen und meine Johannes-Bären und wer fragt darf reinkommen.

00:54:01: Und wer nett ist, kriegt auch was ab.

00:54:03: Aber ich habe ein kleines Zäunchen drum herum aus lauter kleinen Nines.

00:54:07: Kommt der als selbstbewusster, selbstsicherer Mensch gar nicht so schwierig vor, da gebe ich dir völlig recht.

00:54:13: Wie bringen wir hier eine gute Balance rein zwischen?

00:54:17: ich achte auf meine eigenen Bedürfnisse, möchte aber auch nicht als Egoist enden, der nur an sich denkt und zu allem Nein sagt?

00:54:24: Ja, das ist aber wieder so ein super Beispiel für Schwarz-Weiß-Denken.

00:54:27: Also gelb es da entweder oder.

00:54:29: Und die Befürchtung haben tatsächlich ganz viele Leute, also ganz viele Menschen in meiner Praxis.

00:54:34: Wenn wir uns das wie so ein Kontinuum vorstellen, auf der einen Seite ist krasse Selbstaufopferung, krasse Passivität.

00:54:41: Die Leute sagen gar nicht nein.

00:54:42: Und am anderen Ende eines langen Kontinuums wären so totale Ego-Mahnen, so nazistische Leute, die so elbogenmäßig durch die Welt gehen und nur auf ihren eigenen Vorteil schauen.

00:54:54: Dazwischen ist ja eine ganz schön lange Strecke.

00:54:56: Und wenn ich anfange mit Leuten daran zu arbeiten, nein zu sagen, haben sich manchmal die Befürchtungen, als würden sie so klack über Nacht zu den totalen Egoisten mutieren, das wird niemals passieren.

00:55:07: sondern wir reden ja darüber, in ganz kleinen Schritten sich in ein gesünderes Feld zu bewegen, in eine gesunde, ausbalancierte Mitte, in der man Nein sagen oder Ja sagen kann, weil man sich frei dafür entscheidet und nicht weil man Nein sagen gar nicht

00:55:21: kann.

00:55:22: Das ist ja ein Unterschied.

00:55:24: Du kannst ja weiterhin hilfsbereit sein und freundlich sein und zugänglich sein, weil du dich bewusst dafür entscheidest.

00:55:31: Aber das ist doch viel kraftvoller, wenn du tendenziell auch Nein sagen kannst und auch sagen kannst du, da habe ich keine Kapazität, keine Lust und keine Zeit.

00:55:40: Also wenn du beides kannst und dich frei entscheidest, dann ist es ja was ganz anderes als Kompetenz.

00:55:45: Da hast du Hilfsbereitschaft ja trotzdem behalten.

00:55:47: Du wirst nicht egoistisch dadurch.

00:55:50: Und gibt so was wie typische Referenzpunkte, die man vor sein geistiges Auge rufen darf, um ja Nein-Entscheidungen für sich besser ableiten zu können, wo du sagen würdest achte auf ABC und werdet ihr dessen gewahr und trifft dann deine entscheidung?

00:56:11: Ja also erstens würde ich auf ein körpergefühl achten das geht manchmal menschen sehr schnell durch dass sie gar nicht mitbekommen dass sie vielleicht instinktiv schon mit anspannung reagieren.

00:56:21: viele leute gehen über ihre körpergefühle stark hinweg obwohl das oft ein erster anhaltspunkt ist.

00:56:27: und das zweite ist das ganz viele menschen ihr verhalten an den kurzfristigen Effekten ausrichten, aber nicht an dem, was es mittel- und langfristig bedeutet.

00:56:37: Und deshalb würde ich mir bei ja- oder nein-Fragen immer, wenn ich da unsicher bin und ich gut darin bin, ein bisschen Zeit ausbitten.

00:56:46: Also einfach nie direkt antworten, sondern immer sowas sagen wie, gib mir einen Moment Zeit oder ich schau mal in meinen Kalender oder ich muss kurz Rücksprache halten oder so, damit man Zeit hat, sich mal ganz kurz damit auseinanderzusetzen.

00:57:00: Wenn ich jetzt Ja sage, mache ich das nur, damit die Person in dem Moment nicht sauer ist.

00:57:05: Das heißt, den kurzfristigen Knirsch, diesen unbehaglichen Moment will ich mir eigentlich nur ersparen.

00:57:10: Würde ich nur deswegen Ja sagen.

00:57:13: Aber was bedeutet das mittel- und langfristig?

00:57:15: Für mich, für meine Ressourcen, für meine Energie, für meine Kapazitäten.

00:57:18: Also sich darüber klar zu werden.

00:57:20: Viele Leute sagen nur deshalb so oft Ja, weil sie über diesen unbequemen Moment nicht.

00:57:25: drüber kommen, weil sie sich den ersparen möchten.

00:57:28: Die wissen eigentlich, dass das dafür mittel- und langfristig tausendmal unbequemer wird, weil sie andauern Sachen machen müssen, die sie nicht machen wollen.

00:57:35: Und trotzdem wollen sie das unberagen in dem Moment nicht in Kauf nehmen.

00:57:39: Und dafür braucht man manchmal ein bisschen Anlauf und ein bisschen Kraft.

00:57:41: Und man muss sich darüber vor allen Dingen bewusst werden.

00:57:43: Und deshalb empfehle ich immer Antworten einfach nie sofort.

00:57:47: Bitte dir Zeit aus.

00:57:48: Wunderbar.

00:57:49: In diesen verrückten Zeiten, in denen wir da momentan sind, es gibt dir den persönlichen Zuversicht.

00:57:55: Also, was mir Zuversicht gibt, ist immer, wenn ich bewusst auch mal nach anderen Nachrichten ausschaue, halte als den, die einem so allgemein hinpräsentiert werden.

00:58:07: Was mir Zuversicht gibt, ist, dass ich Kontakt habe zu ganz vielen... Menschen, die nicht aufgegeben haben, die klug sind, die uns alle gemeinschaftlich nach vorne bringen wollen.

00:58:20: Aber was mir auch zu Versicht gibt, ist einfach immer, wenn ich rausgehe, wenn ich wirklich Natur erlebe, wenn ich hier vor der Haustür sehe, wie mein Rokola wächst.

00:58:30: Das klingt vielleicht ganz, ganz blöd, aber manchmal hilft mir das mich aus der großen Welt.

00:58:36: raus zu zoomen und dann mir so das Universum durch die Lupe anzuschauen und im ganz Kleinen zu gucken, was eigentlich gerade hier so vor meiner Haustür wächst und gedeiht und dass das alles weiterhin funktioniert und weiterhin da ist, das gibt mir Zuversicht.

00:58:52: Und ich versuche mit mir selber zu sprechen wie ein guter Fußballtrainer.

00:58:55: Das heißt, ich bin nicht überoptimistisch.

00:58:57: Ich werde mir selber niemals sagen, es geht auf jeden Fall immer alles gut.

00:59:02: Aber ich glaube positive Selbstgespräche und dass man sich selber Mut zuspricht und auch liebevoll die Gedanken auf das richtet, was funktioniert.

00:59:12: Ja, das übe ich jeden Tag und das gibt mir auch Zuversicht.

00:59:15: Wunderbar.

00:59:15: Vielen Dank für die aufmündenden und zuversichtlichen Worte und vielen Dank für deine Zeit, liebe Franka und die wunderbaren Einsichten.

00:59:23: Ich fühle mich ganz reich beschenkt von dir.

00:59:26: Dankeschön.

00:59:26: Vielen, vielen Dank.

00:59:27: Danke, dass ich da sein dürfte.

00:59:32: Ja, was für eine schöne Sendung, wie ich finde.

00:59:34: Ich habe mich schon gesagt, ich habe mich sehr leicht beschenkt gefühlt von der lieben Franca.

00:59:39: Wie geht es dir, Kai?

00:59:40: Gleichfalls.

00:59:41: Also sehr viel inhaltliche Tiefe.

00:59:43: Ich fand es ganz tolle Gespräche.

00:59:45: Und wie du gesagt hast, die hat das wirklich geschafft, das in sehr einfacher, aber sehr gute Bilder zu packen.

00:59:50: Zum Beispiel mit dem kleinen Gartenzäunchen.

00:59:52: Wenn es darum geht, eigene Grenzen zu setzen, das hat mir sehr, sehr gut gefallen.

00:59:57: Ich habe mir so ein bisschen was mitgenommen oder aufgeschrieben.

01:00:00: Was ich sehr interessant fand war, dass sie sagte, dass zuversichtliches Denken

01:00:06: auch

01:00:06: daraus entstehen kann, dass wir innerlich einfach ein bisschen mehr aufräumen bei uns und einfach mal so ein bisschen genauer hinterfragen.

01:00:13: Das sind jetzt meine Worte.

01:00:15: Stimmt das denn wirklich, was ich hier gerade denke?

01:00:18: Wie wohl fühle ich mich denn eigentlich damit?

01:00:20: Würde ich mir sowas... zum Beispiel in der Haltung mir selbst gegenüber auf ein T-Shirt drucken lassen.

01:00:26: Und wenn wir merken, dass uns einfach auf Dauer die Art und Weise, wie wir über die Welt oder über uns selbst denken, einfach nicht weiterbringt, nicht glücklicher macht und es keine bessere Beziehungen zu uns selbst oder anderen Menschen führen lässt.

01:00:38: unseren Job nicht befruchtet, vielleicht unser gesamtes seelisches Wohl nicht befruchtet, dann ist es voraussichtlich an der Zeit wirklich das Ganze doch mal in die Frage zu stellen und es einfach auch schön zu verstehen, dass es hier so eine Art Kreislauf zu bedienen gilt.

01:00:51: Also im Sinne von ich schaffe es, in meinen mentalen Prozessen etwas aufzuräumen und dadurch fühle ich mich auch gleich besser und dadurch fange ich auch an andere Dinge zu machen und dadurch erhöht sich meine Selbstwirksamkeit.

01:01:04: Also einfach diese Form der sukzessiven Entwicklung

01:01:09: eines

01:01:10: gesünderen und positiveren Lebens damit begonnen, einfach mal bei uns selbst ein bisschen großreine zu machen und die Art und Weise wie unser Wirraverstand aus hundertseptzig Generationen vor uns, der sich noch nicht großartig entwickelt hat, uns einfach manchmal in Schnippchen schlägt und durchaus auch mal auf den Kopf gestellt werden darf.

01:01:30: Das war so das, was ich mir mitgenommen habe.

01:01:33: Das Bild mit den Hundert-Siebzig-Generationen, das war wirklich stark.

01:01:36: Ja, und was ich ja noch in eine ähnliche Richtung mitgenommen habe, ist dieses Bild, diese Brille, die uns irgendwann mal in unserem frühen Leben jemand anders aufgesetzt hat, durch die wir diese Welt sehen, dass wir die Geimer abnehmen dürfen und neue Brille aufsetzen, neue T-Shirts bebrocken, das andere Bild.

01:01:54: Und das war für mich noch spannend.

01:01:58: Und dann einfach diese... Zuversichtliche Art, mit der sie es auch erzählt hat und eben immer wieder diese Betonung ins Handeln zu kommen.

01:02:07: Das Denken ist gut, die Haltungen sind gut.

01:02:09: Wir müssen es und dürfen es mit Handlungen verknüpfen und egal, ob das jetzt was direkt mit dem Thema oder mit dem anderen Thema zu tun hat, weil das bringt uns in diese Selbstwirksamkeit, die einfach so wichtig ist und reduziert eben diese Abhängigkeiten.

01:02:23: Genau, das waren so meine Tage weiße.

01:02:26: Und wenn es euch,

01:02:27: liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, auch gefallen hat, dann gebt uns gerne eine Bewertung, gerne fünf Sterne, sprecht über uns, empfehlt uns gerne weiter und wenn ihr das Spotify hört, Und ihr lasst auch gerne einen Kommentar.

01:02:41: Wir kommen in zwei Wochen wieder.

01:02:42: Bis dahin, bleibt gesund und passt auf euch auf.

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